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Kaiser Wilhelm II. hilft den deutschen Katholiken im Heiligen Land

Eildepesche nach Jerusalem 1898
Eildepesche nach Jerusalem 1898

Kaiser Wilhelm II. hilft den deutschen Katholiken im Heiligen Land

Aus alten Dokumenten, die kürzlich beim Heilig-Land-Verein überraschend ans Tageslicht kamen, wird jene Zeit aufs Neue erlebbar, in der dieser Verein zur festen Größe in Palästina wurde: Per Eil-Depesche wurde Wilhelm Schmidt, dem Direktor des Deutsches Katholisches Hospiz in Jerusalem“ am 28. Oktober 1898 aus Berlin die Nachricht des Auswärtigen Amtes übermittelt, er möge sofort Außenminister von Bülow aufsuchen. Der weilte wohl, ebenso wie Kaiser Wilhelm II., zu Besuch in Palästina. Der Kaiser weihte dort am 31. Oktober in Jerusalem die evangelische Erlöserkirche ein. Aber am selben Tag schenkte er den deutschen Katholiken ein Grundstück auf dem Sionsberg, das er vom Sultan –Palästina gehörte bis 1918 zum Osmanischen Reich – erkauft hatte. Darauf konnte der Verein bald den schon lange vergeblich gehegten Wunsch zum Bau der Dormitio-Kirche (1910 geweiht) und des Klosters realisieren. 1898 ist so als das Jahr des großen Durchbruchs der deutschen katholischen Präsenz in Palästina in die Geschichte eingegangen.

Die Dokumente zeigen aber auch, dass der Erfolg nicht allgemein erwartet worden war. Vielmehr drohte ein tiefer Rückschlag, weil der Papst nicht wünschte, dass sich ein Bischof an einer etwaigen Abordnung zur Begrüßung des deutschen Kaisers sich beteiligte und demgegenüber die Rolle Frankreichs als Schutzmacht im Orient betonte – ein schwerer Schlag gegen die Rolle der deutschen Katholiken im Heiligen Lande. Der Sultan, so glaubte der stellvertretende Vereinsvorsitzende, Weihbischof Schmitz in Köln, noch im September 1898, werde es nicht wagen, dem deutschen Kaiser irgendwelche Hoffnungen auf das Grundstück auf dem Sionsberg zu eröffnen. Lieber solle es in den Augen der Franzosen „in den Händen der Türken bleiben … Der deutsche Einfluß ist gebrochen“. Es kam – Dank des Deutschen Reiches – anders, und auch der Papst beglückwünschte dazu. Groß war in der Folge und insbesondere bis zum Ersten Weltkrieg die Mischung aus religiöser und nationaler Begeisterung, welche die weitere Erfolgsgeschichte des heute so segensreich im Heiligen Land wirkenden Vereins ermöglichte.

Ulrich Helbach