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Wein für die Stadtwache

Wein für die Stadtwache

Unter den Akten und Amtsbüchern der 1803 untergegangenen Kölner Pfarrei St. Laurenz – die Pfarrkirche lag gegenüber dem heutigen Rathaus – befindet sich ein Rechnungsbuch der Messstiftungen Herckenrath und Lennep mit recht spannenden Notizen zum Innenleben typischer Benefizialstiftungen von 1723 bis etwa 1801. Eingerahmt werden die Rechnungen in dem knapp 7 cm dicken Buch vorne und hinten von etlichen Blättern mit seltsamen überwiegend durchgestrichenen Notizen und knappen berichtenden Angaben aus den Jahren 1629 bis 1645. Verschiedene Hinweise deuten darauf hin, dass es sich um ein Geschäftsbuch des Petrus Foeller handelte, der in der Nähe von St. Laurenz wohnte und vom Weinhandel lebte, bisweilen aber auch Getreide im Angebot führte. Wie dieses Geschäftsbuch eines Kaufmanns mehr als 70 Jahre nach „Kassenschluss“ zum pfarrlichen Amtsbuch wurde, ist nicht sicher. Solche gebundenen Bücher waren teuer, und weil nur ein Zehntel beschrieben war, vereinnahmte vielleicht ein Nachfahre Foellers, der Kirchmeister in St. Laurenz war, es für den neuen Zweck.

Petrus Foeller hatte einen recht umfangreichen Kundenstamm. Er belieferte „Nachbarn“, z. B. verkaufte er am 27. Oktober 1640 „ahn nachbar Langenbergs“ ein Faß mit 3 ½ Ohm (ca. 580 Liter) Wein, aber zu seinen Kunden gehörten auch weiter entfernt wohnende Einzelpersonen und Institutionen, darunter auch manches Kloster. Jede Lieferung notierte der Händler in seinem Buch mit einem „q“ für „Quart“ und damit „ein Viertel“ Wein, wobei die Bezugsgröße unklar ist. Entsprechend der Qualität des Weines kostete ein Quart unterschiedlich viel Geld, die Preise reichen von 7 Albus bis 20 Albus. Zum Vergleich: Ein Steinmetzmeister verdiente damals 28 Albus am Tag, ein Geselle 22 Albus. Nicht alle Lieferungen wurden sofort bezahlt; man konnte bei Foeller „anschreiben“ lassen und später bezahlen.

Zu seinen besten Kunden gehörte die Kölner Stadtwache, das „Corpus dero Fahnen“. Die Wachleute hielten regelmäßige Besprechungen ab, und bei jeder Zusammenkunft gab es Wein. Meistens zahlte ein benannter Wachmann, oft auch das Korps selbst. Die oft interessanten Themen der Sitzungen führen ein in die eher unbekannte Welt der Kölner Stadtwache, aber die eine wichtige Frage wird nicht beantwortet: Wie umsichtig waren die Wachen wohl, wenn sie bei einer der einen Sitzung 3 Quart billigen Weines sumierten, bei einer anderen aber 8 Quart der oberen Mittelklasse?

Josef van Elten