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Wie Schöpfungsspiritualität zum Handeln führen kann:Earth Overshoot Day 2023: Christliche Perspektiven zum Thema Umweltschutz

Hände tragen gemeinsame eine Weltkugel. Die Erde ist aus Gras dargestellt.
Datum:
1. Aug. 2023
Von:
Newsdesk/jpr
Wie Schöpfungsspiritualität zum Handeln führen kann

Köln. Der „Earth Overshoot Day“ (Erdüberlastungstag) am 2. August 2023 markiert den alarmierenden Tag, an dem die Menschheit die natürlichen Ressourcen des Planeten für dieses Jahr aufgebraucht hat. Ab heute leben wir auf Kosten zukünftiger Generationen und schaden dem Planeten mehr, als er sich in einem Jahr erholen kann. Im christlichen Glauben tragen wir Menschen eine besondere Verantwortung, die Schöpfung zu bewahren. Warum das so ist und wie wir damit umgehen können, erklären Judith Göd, Diplom-Theologin und Referentin für Spiritualität, und Sara von den WeltFairänder*innen.

Schöpfungsverantwortung als Lebenshaltung

Judith Göd

Judith Göd: Im christlichen Glaubensbekenntnis bekennen wir Gott als Schöpfer des Himmels und der Erde. Gott ist gegenüber seiner Schöpfung nicht neutral eingestellt. Das können wir im Alten Testament lesen: „Gott sah, dass es gut war.“ (Genesis 1,10 und öfter). Gott hat uns das, was er selber gut findet, anvertraut. Wenn wir Verantwortung für die Schöpfung übernehmen, dann antworten wir auf das Vertrauen, das Gott uns entgegengebracht hat.

Die Bewahrung der Schöpfung ist damit mehr als „nur“ Umweltschutz. Es ist eine Beziehungsaussage über Gott und uns Menschen. Und wenn wir uns dieser Verantwortung stellen, betrifft das unsere Haltung dem Leben gegenüber. Wir können uns Gedanken machen und lernen. Berücksichtige ich lediglich mich und meine Interessen oder bin ich offen für Gott, meine Mitwelt und die nachfolgenden Generationen? Wenn wir uns mit diesen Fragen beschäftigen, sprechen wir auch von Schöpfungsspiritualität.

Klimakrise: Versagt oder Grund für Hoffnung?

Wie gehen Menschen also mit dieser Verantwortung um? Und müssen wir im Anbetracht des Erdüberlastungstags das Gefühl haben, versagt zu haben? 
Sara gehört zu einer jüngeren Generation, die sich für eine nachhaltige Zukunft engagiert und politische Maßnahmen für mehr Klimaschutz fordern. Sie ist Teamerin bei den WeltFAIRänder*innen, einer Gruppe, die sich für nachhaltige Entwicklung einsetzt. Im Hinblick auf die Zukunft unseres Planeten sieht Sara „herausfordernde und schwierige“ Zeiten:

Sara (rechts im Bild) engagiert sich als Teamerin bei den WeltFairänderern
Sara: Das Thema Klimawandel ist ein so wichtiges Thema, da die Klimakrise eine der größten Krisen ist, mit der wir uns auseinandersetzen müssen. Es lassen sich jetzt schon die verheerenden Konsequenzen der Erderwärmung beobachten, insbesondere in Teilen des globalen Südens. Dabei sind es vor allem Industrienationen, die einen unverhältnismäßig hohen CO2-Ausstoß haben. Der Klimawandel und der Umgang damit, ist so auch eine Frage von sozialer und globaler Gerechtigkeit.

Dass sich viele aus den jüngeren Generationen für Klimaschutz einsetzen, gibt Sara jedoch auch Hoffnung: „Ich denke auch, dass wir als Antwort auf die Klimakrise in Zukunft auf eine andere Art und Weise leben werden und diese viel gemeinschaftlicher und solidarischer gestaltet sein wird“, sagt sie hoffnungsvoll. Für sie sei dies die Motivation sich bei den Weltfairänder*innen zu engagieren: „Ich möchte jüngere Personen für das Thema sensibilisieren.“

Schöpfungsspiritualität praktisch umsetzen – mit Bescheidenheit und Verzicht?

Die Motivation für Verzicht fällt oft schwer. Inwiefern kann uns die Lebenshaltung der Schöpfungsspiritualität darin bestärken und motivieren christliche Tugenden zu leben? Für die Theologin Judith Göd beginnt auch die Entscheidung für ein nachhaltigeres Leben im Alltag mit der eigenen Lebenshaltung.

Judith Göd: Ein gutes Beispiel für gelebten Verzicht ist auch die Fastenzeit vor Ostern. Dieser Verzicht hat jedoch eine Motivation. Es geht nicht um Freiheit von etwas, sondern Freiheit für etwas. Ich könnte mir also überlegen, was habe ich selbst vom Verzicht oder von der Bescheidenheit.

Ich selbst lebe zum Beispiel in einer Zweizimmer-Wohnung. Ich brauche nicht mehr Räume putzen und spare Zeit. Diese Zeit investiere ich gerne darin, mit Freunden zusammen zu sein oder mir zu überlegen, wie unser Gemeindefest möglichst schöpfungssensibel gestaltet werden kann.

Das ist eine meiner Lösungen. Die passt nicht für jeden. Es geht nicht darum, dass meine Lösung die richtige Lösung für alle Menschen ist. Es geht mir darum, dass ich ermutigen möchte, zu reflektieren, was es sein kann, worauf ich verzichte und wie ich dieser Bescheidenheit etwas Positives im Sinne einer schöpfungsspirituellen Haltung abgewinnen kann.

Göd weiß jedoch auch, dass die Erwartung an das eigene Handeln schnell zu Überforderung und Frust führen kann. Wichtig sei in diesem Falle ein passender Vergleich: „Bei den Handlungen geht es nicht um Perfektion. Der Vergleich braucht nicht das Einmachglas mit dem Jahresmüll sein, das die Influencerin lächelnd in die Kamera hält. Der Vergleich bin ich selber. Was kann ich diesen Monat anders machen als letzten Monat.“

In der Gemeinde Schöpfungsspiritualität ins Glaubensleben integrieren

Nicht nur die beiden großen Kirchen, auch Pfarrgemeinden setzen sich im Kleinen mit ihren Möglichkeiten auseinander stärker für die Bewahrung der Schöpfung einzutreten. Dabei komme es nicht darauf an bereits zu wissen, was am besten für die Umwelt ist, sagt Judith Göd: „Organisieren Sie doch einen Info-Abend und lernen gemeinsam.“

Auch für schöpfungssensible Gemeindefeste gebe es zahlreiche Möglichkeiten gemeinsam zu überlegen: Wie wäre ein plastikfreies Gemeindefest? Muss es wirklich ein neues weißes Kommunionkleid oder ein Anzug sein oder reicht nicht auch ein Second-Hand-Kleid/Second-Hand-Anzug, oder eine Albe für alle Kinder und darunter bunte Kinderkleidung? Viele Gemeinden praktizieren bereits Feste wie Erntedank oder eine Tiersegnung, um das Thema Schöpfungsverantwortung stärker zu thematisieren.

Dranbleiben – auch nach Erfahrungen des Scheiterns - sei das Wichtigste, so Judith Göd. „Es lohnt sich nach jedem Scheitern zu reflektieren und wieder aufzustehen. Bleiben Sie verbunden mit sich, Gott und der Mitwelt, dann haben sie den ersten Schritt in Sachen Schöpfungsspiritualität schon geschafft.“

Veranstaltungshinweise zum Thema Schöpfung

Die Enzyklika Laudato Si´: Schöpfungsspiritualität praktisch gedacht, Online-Workshop
Mittwoch, 06. März 2024, 18-20.30 Uhr
> www.klima-kirche.de

Auftakt zum ökumenischen Schöpfungstag in Köln
Samstag, 2. September, 16.30-20 Uhr
> Einladung zum Schöpfungstag (PDF)

"Schwester Erde", Veranstaltung im Kardinal-Schulte-Haus Bensberg
Freitag,15. September, 17 Uhr bis Samstag, 16. September, 17 Uhr
> www.agkv.koeln

Die WELTfairÄNDERER sind eine Kooperation der Abteilung Schulpastoral im Erzbistum Köln, dem BDKJ Diözesanverband Köln und dem DeZentrale e.V.

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