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Wettbewerb mit dialogischem Charakter:Start des Internationalen Kunstwettbewerbs Kölner Dom zum christlich-jüdischen Verhältnis heute

Abraham Lehrer (links) und Weihbischof Rolf Steinhäuser (rechts) präsentieren die Ausschreibung des Internationalen Kunstwettbewerbs.
Datum:
15. Aug. 2023
Von:
Newsdesk; Metropolitankapitel der Hohen Domkirche Köln
Wettbewerb mit dialogischem Charakter

Köln. Seit ei­nigen Jah­ren setzt sich das Dom­kapitel mit der Fra­ge nach einem an­ge­messenen Um­gang mit den zahl­rei­chen Arte­fak­ten im Kölner Dom aus­ein­ander, die von er­schreckend­er Juden­feind­schaft zeu­gen. Nach einer um­fassen­den Er­for­schung und Kon­textua­lisie­rung die­ser Werke in Publi­katio­nen, Themen­rund­gän­gen und einer Aus­stellung soll nun ein neu­es Kunst­werk für den Dom ge­schaffen wer­den. Das neue Kunst­werk soll im Rah­men eines Inter­natio­nalen Kunst­wett­bewerbs entstehen.

„Im Be­wusst­sein der christ­lich-jü­dischen Ge­schichte soll ein neu­es Kunst­werk für den Köl­ner Dom ge­schaffen wer­den, das den Blick auf Gegen­wart und Zu­kunft rich­tet“, sagte Weih­bischof Rolf Stein­häuser, Dom­kapitular und Bischofs­vikar für Öku­mene und inter­reli­giösen Dia­log im Erz­bistum Köln, bei der Presse­kon­ferenz am 15. Au­gust. Ini­tial­zün­dung für das Pro­jekt sei ein Auf­satz des Theo­logen Rein­hard Hoeps im Köl­ner Dom­blatt, dessen Sicht­weise, dass für die Kri­tik an Bil­dern im Köl­ner Dom kri­tische Bil­der am bes­ten geeig­net sei­en, den ent­schei­den­den Im­puls für die Durch­führung eines Kunst­wett­bewerbs ge­geben habe. „Ich bin dank­bar, dass uns die Köl­nische Gesell­schaft für Christ­lich-Jü­dische Zusammen­arbeit mit ihrer Ini­tia­tive 2016 er­neut auf das Thema auf­merksam gemacht hat“, so der Weihbischof.

Der dia­logische Cha­rak­ter sei das Be­son­dere an die­sem Wett­bewerb, be­tonte Stein­häuser. Das Dom­kapitel setze den noch zu fin­den­den Künstler­innen und Künst­lern be­wusst keine grund­sätzli­chen Gren­zen, was die Schaffung der Werke an­gehe. Das Werk solle dauer­haft sein so­wie die Eigen­schaft des Köl­ner Doms als Sa­kral­raum und sei­nen Stellen­wert als Bischofs­kirche und damit als Ort re­präsen­tativer Ver­kündi­gung und Lehre res­pek­tieren. Da­bei gel­te es, das Werk mit dem Denk­mal­schutz und dem Sta­tus des Doms als Welt­kultur­erbe­stätte in Ein­klang zu brin­gen. „Aber das Spannende und Reiz­volle am Wett­bewerb wird sein, über die Aus­sage und die Ver­or­tung, die Be­schaffen­heit und den Cha­rak­ter des neu­en Kunst­werks sorg­sam ins Ge­spräch zu kommen, neue Pers­pek­tiven zu suchen, Er­war­tun­gen mu­tig zu ver­werfen und Denk­hori­zonte zu er­weitern. Bei allem ist un­ser An­spruch, einen Pro­zess mit Vor­zeige­charakter anzustoßen.“

Be­glei­tung durch inter­reli­giösen Arbeits­kreis

„Offen­heit und ein kon­struk­tiver Dis­kurs haben be­reits die vor­berei­ten­den Ge­spräche in un­serem inter­reli­giösen Arbeits­kreis ge­prägt – vor allem für das ver­trauens­volle Mit­ein­ander mit un­seren jüdi­schen Freun­den bin ich von Her­zen dank­bar“, so der Weih­bischof. Der Ar­beits­kreis setzt sich aus Ver­tretern des Dom­kapitels, der Syna­gogen-Ge­meinde Köln, der Köl­nischen Ge­sell­schaft für Christ­lich-Jüdi­sche Zu­sammen­arbeit und der evan­geli­schen Kirche in Köln so­wie aus Fach­leuten aus Kunst und Kirche zusammen.

„Der Dom ist für alle Köl­ner, un­ab­hängig ihres Glau­bens, ein ganz be­son­derer und identi­täts­stif­tender Ort“, sagt Ar­beits­kreis-Mit­glied Abraham Lehrer, Vor­stands­mit­glied der Syna­gogen-Ge­mein­de Köln und Vize­präsi­dent des Zen­tral­rats der Ju­den in Deutsch­land. „ Ein neues Kunst­werk soll nun auf­zei­gen, wie sich das christ­lich-jüdi­sche Ver­hält­nis zeit­gemäß und für die Zu­kunft in­spirie­rend dar­stellen lässt.“ Das Kunst­werk zei­ge aber auch die Not­wendig­keit auf, sich heute kri­tisch mit der Ge­schich­te und den Fol­gen des christ­lichen Anti­judais­mus auseinanderzusetzen.“

Ein­ladungs­wett­bewerb in ver­schie­denen Phasen

Dr. Stefan Kraus, Ar­beits­kreis-Mit­glied und Lei­ter des Kolumba Kunst­museums des Erz­bistums Köln, er­läu­tert das bis Herbst 2024 an­geleg­te, koope­rative Dialog­ver­fahren, durch das sich der Inter­natio­nale Kunst­wett­bewerb aus­zeichnen soll. „Der Wett­bewerb wird als Ein­ladungs­wett­bewerb durch­geführt und glie­dert sich in zwei Pha­sen: eine Dialog­phase und eine Ver­tiefungs­phase“, er­läu­tert Kraus. „Zu­nächst sind wir auf acht Vor­schla­gende zu­gegan­gen mit dem An­liegen, ihrer­seits je zwei Kunst­schaffen­de zu be­nennen. Maß­geb­lich für die Aus­wahl der Vor­schlagen­den war deren Kennt­nis der inter­natio­nalen Kunst­szene. Aus­gehend davon wer­den in der Dialog­phase des Wett­bewerbs maxi­mal 16 Kunst­schaffen­de auf­gefor­dert, ihre Heran­gehens­weise und Idee für ein dauer­haftes Werk im Kölner Dom zu unterbreiten.“

Eine Jury wäh­le im An­schluss vier Kunst­schaffen­de für die Ver­tiefungs­phase aus und for­dere diese zur wei­teren Aus­arbei­tung ihres Vor­schlags auf, so Kraus. Zu den Mit­glie­dern der Jury zäh­len u.a. Rabbiner Dr. Jehoshua Ahrens, ehren­amt­licher Direktor des Centre for Jewish-Christian Under­standing and Cooperation in Jeru­salem, der Schwei­zer Je­suit und Ju­daist Pater Dr. Christian Rutishauser, Prof. Dr. Salomon Korn, Ar­chi­tekt und Vor­stand der Jüdi­schen Ge­mein­den in Frank­furt am Main, und Prof. Dr. Jürgen Wilhelm, Vor­sitzen­der der Köl­nischen Ge­sell­schaft für Christ­lich-Jü­dische Zu­sammen­arbeit. „Die von der Jury nach Phase zwei als 1. Preis aus­gewähl­te Arbeit wird dem Dom­kapitel zur Um­setzung em­pfohlen. Über die Um­setzung des Wett­bewerbs­ergeb­nisses ent­schei­det ab­schließend das Dom­kapitel als Auf­trag­geber.“ Be­glei­tet wird das Wett­bewerbs­ver­fahren vom Kölner Archi­tekten­büro „neubig hubacher Architekten“.

Kunst als wei­tere Facette der Auf­arbeitung

Diakon Jens Frei­wald, Ar­beits­kreis-Mit­glied und stell­vertre­tender Vor­sitzender der Köl­nischen Ge­sell­schaft für Christ­lich-Jü­dische Zu­sammen­arbeit, ord­net den Kunst­wett­bewerb in die Viel­zahl von Maß­nah­men ein, durch die man die anti­jüdi­schen Schmäh­plasti­ken im Kölner Dom in den ver­gan­genen Jah­ren kon­textua­lisiert habe. „Mit dem zu schaffenden Kunst­werk für den Köl­ner Dom wird die­ser an­hal­tende Pro­zess um eine wei­tere, ganz neue Di­men­sion be­rei­chert. Sie er­wei­tert den Blick auf das christ­lich-jü­dische Ver­hält­nis aus der Pers­pek­tive der Kunst selbst. Schon der Weg zu die­sem Kunst­werk ist ein Ge­winn für den Dia­log zwi­schen un­seren Glaubensgemeinschaften.“

Informationen zum Internationalen Kunstwettbewerb am Kölner Dom

Themen-Webseite zum Kunstwettbewerb

Über die einzelnen Phasen des Wettbewerbs wird die Öffentlichkeit regelmäßig unterrichtet.

Auf der Themen-Webseite www.koelner-dom.de/kunstwettbewerb finden Sie die Ausschreibung, Hintergrundinformationen und regelmäßige Updates zum Wettbewerb.

Ebenso einen Online-Rundgang mit Erklärungen zu den antijüdischen Artefakten im Kölner Dom und die Bestellmöglichkeit der 2021 im Verlag Kölner Dom erschienenen Broschüre „Der Kölner Dom und ‚Die Juden‘“.

Hintergrundinformationen zu den antijüdischen Artefakten im Kölner Dom

Sowohl das Judentum als auch das Christentum können auf eine mindestens 1.700-jährige Geschichte in der Stadt Köln zurückblicken. Wie kein anderes Bauwerk spiegelt die Ausstattung des Domes das ambivalente Verhältnis der christlichen Mehrheitsbevölkerung zur jüdischen Gemeinde im hohen und späten Mittelalter. Es entwickelte sich von Duldung und einem mehr oder weniger friedlichen Nebeneinander hin zu einer zunehmenden Ausgrenzung und offenen Feindseligkeit und gipfelte schließlich im blutigen Pogrom von 1349 und in der Vertreibung der Juden aus der Stadt 1424.

Es finden sich Kunstwerke im Kölner Dom, die sich die jüdische Überlieferung aneignen und christlich deuten, damit aber auch auf die jüdischen Wurzeln des Christentums verweisen. Daneben steht das durchaus nicht selbstlos erteilte Judenprivileg des Erzbischofs Engelbert von Falkenburg zum Schutz der in Köln lebenden Juden. Vor allem gibt es aber zahlreiche offen feindselige, diffamierende und polemische Darstellungen. Sie zeugen von einem ausgeprägten christlichen Antijudaismus, der in zahlreichen Pogromen mündete und eine wesentliche Quelle für den späteren Antisemitismus bildet.

Auch aus dem 19. und 20. Jahrhundert finden sich im Dom neben Stiftungen, die vom regen Anteil jüdischer Bürger an der Domvollendung erzählen, noch Bildwerke, die abwertende judenfeindliche Stereotype und Klischees wiederholen. Die katholische Kirche fühlt sich einer kritischen Auseinandersetzung mit diesem Erbe verpflichtet.

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