Gedenkgottesdienst in Euskirchen zum Jahrestag der Flutkatastrophe

Trauer und Dankbarkeit vor Gott tragen

15. Juli 2022 Newsdesk/hms
Während des Gedenkgottesdienstes in Euskirchen

Eus­kirchen. In der Eus­kirchener Herz-Jesu-Kirche wurde am Donners­tag der Opfer der Flut­katas­trophe vor genau einem Jahr ge­dacht. An dem Gottes­dienst, zu dem die katho­lische und evan­gelische Kirche zusammen mit der Landes­regierung von Nord­rhein-West­falen einge­laden hatten, nahmen unter anderem Bundes­präsident Frank-Walter Steinmeier und Minister­präsident Hendrik Wüst teil.

General­vikar Assmann hebt große Hilfs­bereit­schaft im Land her­vor

General­vikar Monsignore Guido Assmann wies in seiner Eröff­nung darauf hin, dass die drama­tischen Erleb­nisse wäh­rend der Flut, die viele Men­schen ge­macht hätten, immer noch kaum begreif­bar seien. Hun­derte haben inner­halb we­niger Stun­den ihr Leben und Tausen­de ihr Zu­hause ver­loren. „Angst, Läh­mung und Ver­zweif­lung sind eigent­lich noch zu schwach, um all das Ge­schehene zu be­schreiben“, sagte Assmann. In der Katas­trophe habe sich aber auch die Hilfs­bereit­schaft im Land ge­zeigt, die bis heute an­halte. Beides gelte es, vor Gott zu tra­gen. Auf den Ein­satz von Hilfs- und Rettungs­organisa­tionen sowie von Bundes­wehr, Poli­zei und Feuer­wehr, die in dem Gottes­dienst mit zahl­reichen Abord­nungen ver­treten waren, ging auch der Eus­kirchener Pfarrer Tobias Hopmann in seinem Gruß­wort ein: „Allen die bei der Hoch­wasser­katastrophe in welcher Weise auch immer enga­giert waren und enor­mes geleis­tet haben, gilt unser aller Dank und Res­pekt für ihren Ein­satz.“

Präses Latzel betont Bedeu­tung der Schöpfungs­verant­wortung

In seiner Pre­digt wandte sich der Präses der Evan­gelischen Kirche im Rhein­land, Dr. Thorsten Latzel, mit Blick auf die bibli­sche Noah-­Ge­schichte gegen reli­giöse Inter­preta­tionen der Flut. Gott besei­tige mit Natur­katas­trophen nicht das Böse in der Welt, Gottes erklär­ter Wille sei der Er­halt der Schöpfung. „Glau­ben heißt viel­mehr: mit Gott um den Er­halt der Schöpfung zu rin­gen. Und an der Sei­te aller zu stehen, die von Fluten und Katas­trophen be­troffen sind. Bei uns und über­all auf der Welt“, sagte Latzel. Dies sei auch durch die Flut­seel­sorger­innen und Flut­seel­sorger deut­lich ge­worden, welche die Kirchen ent­sandt haben. „Wir brauchen Men­schen, die einfach für andere da sind, zu­hören und sich von der Not anderer be­wegen lassen. Wir brau­chen die Ruhe, um inne­zuhalten und umzu­kehren, um wirklich an­ders zu leben. Wir brauchen eine Gemein­schaft, in der wir ein­ander bei­stehen“, erklärte der Präses.

Bundes­präsident Stein­meier mahnt Ver­besserung im Katas­trophen­schutz an

Bundes­präsident Frank-Walter Stein­meier wandte sich zu Beginn seiner An­sprache zunächst an die Hinter­bliebenen: „Die Opfer bleiben unver­gessen. Wir trauern gemein­sam und ver­eint. Als Bundes­präsident möchte ich Ihnen sagen: Sie sind nicht allein!“. Er dankte den Flut­helferinnen und Flut­helfern und er­gänzte, dass auch Bürger­meisterinnen und Bürger­meister, Land­rätinnen und Land­räte sowie Ver­waltungs­mitar­beitende in den letzten zwölf Mo­naten „schier Unglaub­liches geschul­tert“ hätten. Das Staats­ober­haupt schloss seine Rede mit einer ein­dring­lichen For­derung: „Wir müssen jede, aber auch wirk­lich jede Anstren­gung unter­nehmen, um die Fol­gen des Klima­wandels zu be­kämpfen, und wir müssen viel umfassen­der Vor­sorge treffen, um unseren Kin­dern und En­keln einen lebens­werten Planeten zu hinter­lassen!“

Gedenkgottesdienst zum ersten Jahrestag der Flutkatastrophe vom 14. Juli 2021