Integratives Wohnprojekt Klarissenkloster: Aktives Zusammenleben von Geflüchteten und Kölner Bürgern

Erzbistum Köln - Innovatives integratives Wohnprojekt - Klarissenkloster Köln-Kalk

7. November 2017 pek171107

Köln. Mit der Eröffnung des „Integrativen Wohnprojektes Klarissenkloster“ für Flüchtlinge und Kölner Bürger in Köln-Kalk setzt das Erzbistum Köln ein weiteres Zeichen, wie das Zusammenleben mit geflüchteten Menschen hierzulande gelingen kann.

Bei der Einsegnung am 7. November nannte Erzbischof Rainer Maria Kardinal Woelki die Eingliederung von Menschen mit Fluchterfahrung eine Generationenaufgabe für die gesamte Gesellschaft. Die Geflüchteten dürften nicht nur verwaltet werden, sondern müssten in die Lage versetzt werden, sich selbst aktiv einbringen zu können: „Ich fordere deshalb dazu auf, Wege zu finden, wie sich die Menschen bei uns in ihrem eigenen Sinn verdient machen können. Ich fordere, dass wir die Flüchtlinge endlich in die Pflicht nehmen dürfen – weil auch wir auf sie angewiesen sind.“

Gemeinsam mit der NRW-Staatssekretärin für Integration, Serap Güler, dem Kölner Bürgermeister Hans-Werner Bartsch und dem Bewohner Bassam Ghazlan pflanzte der Erzbischof einen Baum auf den Vorplatz des ehemaligen Klosters. „Ein Projekt wie das Klarissenkloster hat für uns in beide Richtungen zu wirken: Es geht um die Menschen, die hier wohnen. Aber es soll auch ein Beispiel in die Gesellschaft hinein gegeben werden, wie Integration und Zusammenleben gelingen kann“, so Kardinal Woelki.

Innovatives integratives Konzept

Speziell für das Klarissenkloster wurde ein innovatives integratives Konzept entwickelt. Rund 100 Menschen mit unterschiedlichen Voraussetzungen und unterschiedlichem Unterstützungsbedarf sollen hier nicht nur zusammen wohnen, sondern mit der Zeit eine echte Gemeinschaft bilden. Weitere 26 Plätze stehen für spezielle Jugendhilfeangebote zur Verfügung.

In der Praxis werden in den Neubauten im ehemaligen Klostergarten und auf dem Vorplatz 24 Wohnungen jeweils zur Hälfte an geflüchtete Menschen und an Kölner Bürger vergeben. Das ehemalige Pfortenhaus dient als barrierefreie Flüchtlingsunterkunft mit 10 kleinen Wohneinheiten, in denen vor allem kranke und behinderte Menschen mit Fluchterfahrung eine erste Unterkunft finden. Die soziale Betreuung und Beratung der Geflüchteten in der Flüchtlingsunterkunft und den Wohnungen leistet der Kölner Caritasverband direkt vor Ort. Im sogenannten Quadrum, dem ehemaligen Wohntrakt der Schwestern, wird ein Jugendhilfeangebot mit zwei Wohngruppen und vier Apartments geschaffen, in dem unter anderem unbegleitete minderjährige Flüchtlinge und psychisch erkrankte junge Menschen die Chance bekommen, sich in einer geschützten Umgebung auf eine möglichst selbstständige Lebensführung vorzubereiten. Drei weitere Wohnungen für diese Gruppe stehen im Neubau auf dem Vorplatz zur Verfügung. Die Betreuung übernimmt die Stiftung Die Gute Hand. Um die neuen Nachbarn zu vernetzen und die Integration zu fördern wird es direkt vor Ort ein Begegnungs- und Bildungszentrum unter Leitung der Caritas geben. Das Zentrum bietet unter anderem gemeinsame Aktivitäten und Kurse in den Bereichen Sprache und berufliche Integration an. Darüber hinaus organisieren die Mitarbeitenden interkulturelle und seelsorgerische Angebote. Geflüchtete, freiwillige Helfer, Nachbarn und andere Menschen aus dem Stadtviertel bekommen auf diese Weise einen neuen gemeinsamen Treffpunkt.

2.500 Quadratmeter Wohnfläche

Insgesamt hat das Erzbistum Köln seit dem Projektstart im März 2015 auf dem Gelände rund 2.500 Quadratmeter Wohnfläche geschaffen. Der Entwurf stammt vom Kölner Architekturbüro LK-Architekten, das sich 2015 im Wettbewerb gegen drei weitere Büros durchgesetzt hatte. Er setzt den Integrationsgedanken des Projektes auch architektonisch um: Der vorher in sich abgeschlossene Klosterkomplex wurde geöffnet und mit Wegen und Zugängen durchlässig gemacht. Die Innenhöfe und Gartenbereiche laden als Gemeinschaftsflächen zum Austausch ein. Der neue öffentliche Platz zur Kapellenstraße verknüpft die Wohnanlage direkt mit dem Stadtteil Kalk. Das Erzbistum investierte rund 10 Millionen Euro in die Um- und Neubauten der Wohngebäude. Für die Sanierung und den Umbau der Kirche wurde darüber hinaus knapp eine Million Euro verwendet. Die Wohnungsverwaltung übernimmt die Aachener Siedlungs- und Wohnungsgesellschaft (Aachener SWG). Die Belegung der Wohnungen mit geflüchteten Familien und die Vergabe der Plätze in der Flüchtlingsunterkunft erfolgt durch das Wohnungsamt der Stadt Köln.

Flüchtlingsinitiative Aktion Neue Nachbarn

Die Umsetzung des integrativen Wohnprojektes erfolgte im Rahmen der „Aktion Neue Nachbarn“. Die Flüchtlingsinitiative wurde im November 2014 von Kardinal Woelki ins Leben gerufen und ist eine Aktion des Erzbistums Köln und des Caritasverbandes im Erzbistum Köln. Ziel ist es, die Willkommenskultur für und die Integration von Flüchtlingen zu fördern, die Bedarfe von Flüchtlingen stärker in das Bewusstsein zu rücken sowie alle kirchlichen und nichtkirchlichen Akteure und Initiativen zu vernetzen. Ein Soforthilfefonds unterstützt Gemeinden und Initiativen im Erzbistum Köln mit finanziellen Zuschüssen für die Flüchtlingshilfe. Die Aktion bietet allen Engagierten außerdem Informationen, Ansprechpartner und neue Ideen.