Inspirationen für die Männerseelsorge

Inspirationen für die Männerseelsorge

Die Inspirationen laden zum Weiterdenken ein. Sie verstehen sich als Anstoß, der Sie / Euch als die Männer der pastoralen Praxis zum Weiterentwickeln anregen möchte.

 

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Männer-Entwicklung – natürlich auch in der Ehe und als Beziehungsentwicklung!

Ein persönliches Fazit nach vielen Jahren der Mitarbeit bei Marriage Encounter und der Leitung von Ehe begleitenden Angeboten

Wie bekannt, gibt es heute hervorragende Angebote für Männer, veranstaltet von Bildungshäusern oder auch den jeweiligen Referaten der Bistümer. Sie haben den Zweck, Männern einen Raum anzubieten, in dem sie sich selbst entdecken und weiterentwickeln können. Männer, die an solchen Veranstaltungen teilgenommen haben, kehren meist reich beschenkt davon zurück und berichten von aufregenden Erfahrungen. Sie konnten neue Verhaltensweisen an sich entdecken oder solche neu entwickeln.

Männer unter sich

Das Spezifikum einer solchen Männerarbeit ist es, dass hier Männer unter sich sind und unter sich an den Themen arbeiten, die für sie relevant sind. Es ist unbestritten, dass solche Räume des Rückzugs hilfreich und sinnvoll sind, und dass die dort (unter Männern) gemachten Erfahrungen gut waren. Genau so gibt es zahlreiche (und wahrscheinlich noch weit mehr) Angebote für Frauen, nicht nur auf dem kirchlichen Markt, sondern auch auf gesamtgesellschaftlicher Ebene.

Wie zusammenkommen?

Wenn es nun bei dem Ganzen um Ehefrauen und Ehemänner geht, die für sich solche Fortbildungsveranstaltungen besuchen, und wenn es darum geht, wie denn die als Einzelne gemachten Erfahrungen und Weiterentwicklungen in die Ehe hineingebracht und dem Partner vermittelt werden können und sollen, dann muss dort also eine Brücke geschlagen werden, die Brücke des Erzählens.

Wenn ein Mann gut im Kommunizieren ist, wird er seiner Ehefrau erzählen, was er erlebt hat, wie also der Kurs äußerlich abgelaufen ist etc. Wenige Männer sind da in der Lage, über ihre Gefühle und Empfindungen während des Kurses zu berichten, also etwas, worauf die Frau meist Wert legt: sie möchte sich gern einschwingen in das innere Erleben ihres Mannes.

Er und sie gemeinsam

Ich habe es nun selbst (am eigenen "Leib") erlebt, wie Männerentwicklung geschehen kann, indem beide Partner, Ehemann und Ehefrau, einen gemeinsamen Weg gehen, um ihre Ehe weiterzuentwickeln. Und ich beobachte heute aus der Position des Kursbegleiters heraus, wie Männer sich entfalten und Fähigkeiten entwickeln, die der Beziehung dienen und den Männern selbst letztlich auch.

Ich spreche von Erfahrungen, die ich mit dem Ehepaar-Wochenende "Zeit für die Liebe" gemacht habe, welches von Marriage Encounter (ME), einer geistlichen Gemeinschaft in unserer Kirche angeboten wird - einer Bewegung die u.a. das Ehesakrament stärken will.

Männerentwicklung geschieht bei diesem Kurs innerhalb des Paares selbst, im Rahmen einer Paar-Fortentwicklung, aufgrund der Impulse dieses Kurses. Die Partner erleben in diesen zwei Tagen die Entwicklung des anderen mit, was sich ungemein bestärkend auf die Beziehung auswirkt.

Nur anfänglich reserviert

Was die Männer angeht, haben diese zunächst ihre liebe Not mit dem Kurs, schon im Vorfeld, anhand vieler Bedenken und Fantasien. Diese Bedenken kann man bei ihnen noch zu Beginn des Kurses an einer gewissen Reserviertheit beobachten. Diese legt sich bald, wenn sie erleben, dass die Themen des Kurses und die intensiven Gespräche sie ganz tief angehen und auf verborgene, nicht akzeptierte Sehnsüchte stoßen. In unseren Erfahrungen, die wir während der Impulse erzählen, erleben sie sich wieder.

Man kann diese zunehmende Akzeptanz unseres Kurses an ihrer Körpersprache ablesen: Sitzen sie vielfach am Anfang mit verschränkten Armen da, weit nach hinten in den Stuhl gelehnt, so öffnen sich die verschränkten Arme im Lauf des Kurses, und die Männer sitzen bald vorne auf der Stuhlkante, hängen uns an den Lippen, um ganz nah an dem zu sein, was das Team an Beziehungserfahrungen von sich gibt, d.h. sie können sich dem öffnen. Insbesondere fasziniert es die meisten, wie die Männer im Team von drei Ehepaaren und einem Priester über sich sprechen können. Auch, was der Priester als männlicher Genosse erzählt, ist von Bedeutung, ist für manch einen Mann eine völlig überraschende, nicht geahnte neue Erfahrung von Kirche. Was dieser Priester, als Mann, von sich erzählt fasziniert viele und öffnet oft eine neue Tür in den Glauben, in die Kirche.

Endlich mal sprechen

So können die Männer sich öffnen, vielleicht zum ersten Mal: ihrer eigenen Gefühlswelt öffnen, und der ihrer Frau; und dürfen erfahren, dass Gefühle entdecken und aussprechen, gar nicht bedrohlich, sondern hilfreich, entlastend und froh machend sein kann. Die angelernte Haltung („doch wie´s dadrinnen aussieht, geht niemand was an“), die zum Schweigen führt, zur Einsilbigkeit, und dies bei der Frau zur Enttäuschung, verändert sich. Männer erleben neue Lebendigkeit und Freude daran, sich ins Ohr (und ins Herz) der Frau auszusprechen, und zu erfahren: da hört mir jemand mit dem Herzen zu. Die vormalige Angst, sich in den Gefühlen aufzulösen, verändert sich und der Kontakt zu den Gefühlen wird wie ein belebender Aufbruch erlebt, der ja auch hier geschieht (Aufbruch im doppelten Sinne).

Noch mehr Mann geworden

Ich bin durch den Kurs (und durch die Weiterführung der besonderen Dialogform von ME) mir selbst so klar und meiner bewusstgeworden, wie noch nie zuvor. Ich habe mich durch die Kommunikationsform des Dialoges ganz tief kennen gelernt, auch meine versteckten und verborgenen Seiten. Ich habe erfahren, wie gut es ist, die eigenen Gefühle wahrzunehmen und mich derer nicht schämen, nicht ärgern zu müssen. Ich habe gelernt: Ich bin auch dann (noch) ein Mann, wenn ich Gefühle habe und zulassen kann! „Ein Indianer kennt keinen Schmerz“ – diese alte Botschaft aus der Erziehung ist eigentlich Quatsch. Meine Gefühle wahrnehmen zu können, hat mich ein gutes Stück lebendiger gemacht. Ich bin gerade durch das Wahrnehmen und Zulassen meiner Gefühle und derjenigen meiner Frau weitergekommen – und ich denke: auch mehr zum Mann geworden. Das Bild vom wortkargen und sich mit Gefühlen schwertuendem Mannsbild – ist für mich ein Klischee geworden, das ich hinter mir zurücklassen durfte.

Neue Kommunikationskompetenz

Ich habe durch den Kurs gelernt, mich meiner Frau zu öffnen und mich in tiefe wesentliche Gespräche einzulassen. Vorher war ich eher reserviert, denn ich erlebte meine Frau in der Fähigkeit zur Kommunikation überlegen. Sie konnte mich mit Worten sprachlos (noch sprachloser machen); dieser kommunikativen Kompetenz erlebte ich mich nicht gewachsen!

Und da ich mir in der Kommunikation mit ihr desöfteren als „Verlierer“ vorkam, habe ich mich früher ungern auf Gespräche eingelassen. Ich befürchtete meist Erziehungsversuche, unangenehme Aufträge oder Kritik an unterlassenen Erledigungen.

Auch geriet ich oft in typisch männliches Verhaltensmuster hinein: wenn die Frau ein Gefühl äußerte („Heute war der Tag mit den Kindern ziemlich heftig und ich bin traurig, müde, von den Kindern enttäuscht“), dann habe ich ihr früher das Gefühl reflexhaft ausreden wollen („Du musst doch nicht traurig oder enttäuscht sein!“). Grund für dieses Gefühle-ausreden-wollen war meine eigene Angst, diese Gefühle könnten mich überschwemmen. Da sie mich bedrohten, „durfte“ auch meine Frau sie nicht haben.

Oder aber ich habe sofort die „Heimwerkerkappe“ aufgesetzt und (typisch männlich) mit der Herstellung von Lösungen begonnen. Das konkrete Anpacken half mir ebenfalls, mit diesen gefährlich-unangenehmen Gefühlen los zu werden. Besser, etwas „erledigen“ (Lösungen anbieten und umsetzen), als im See der Gefühle zu ertrinken.

Dass meine Frau überhaupt keine Lösung und „Heimwerkeraktion“ brauchte, wenn sie so frustriert von ihrem Tag erzählte: diese Idee kam mir damals überhaupt nicht. Ich habe dann gelernt, dass eine Frau in einer solchen Situation nichts anderes erfragt (erbittet), als dieses:
„Komm, nimm mich doch einfach mal in den Arm, hör mir nur zu. Du musst gar nicht viel sagen!“

Der Partnerin entgegengehen

Da hat sich in mir etwas entwickelt, dass mich mehr Mann sein ließ und lässt, als früher.

Ich kann heute sagen: mein Mann-sein hat sich ganz wesentlich in den vielen intensiven Dialogen entwickelt.

Man(n) verliert nichts dabei von seinem Mann-sein, aber entwickelt es in eine Richtung, die dem Partner entgegenkommt.

Irgendwo habe ich einmal von einem anderen Mann gelesen, dass sich durch die Bereitschaft und Fähigkeit, der Frau von sich zu berichten und ihr gut zuzuhören, auch etwas tun kann im Bereich der Sexualität (es ist auch meine Erfahrung!)

Große Nähe zueinander

Für viele Frauen ist ein gutes Gespräch vorher wie ein Türöffner. Da sie ihr Bedürfnis nach Nähe sehr stark in einem gelungenen Gespräch stillt, kann sie aus dieser Nähe heraus auch leichter jene Nähe zulassen, die ihr Mann sucht. Männer stillen ihre Sehnsucht nach Nähe vornehmlich durch Kontakt auf der körperlichen Ebene. Also zwei unterschiedliche Er-wartungen an Nähe, die eigentlich nicht kompatibel zu sein scheinen, und ja öfter auch zu Missverständnissen führen. Doch: wenn beide dem anderen jene Form von Nähe schenken, die der andere sucht, kann sich hier mancher Knoten auflösen.

Lernt der Mann also, von sich zu erzählen und ein gutes Gespräch zu führen, öffnet er sich und seinen Mund also, dann öffnet das seine Frau für die Nähe, die ihr Mann bei ihr sucht.

Tatsächlich führt also die Vertiefung der Kommunikation mit Worten immer wieder zur Vertiefung der leiblichen Kommunikation. Ein Ehe-Büchlein*)  brachte es wortspielerisch auf den Punkt, und sagte: Es gibt einen Zusammenhang zwischen dem Mund des Mannes und dem Muttermund der Frau: wenn der Mann den Mund verschließt (nichts über die Lippen bekommt an tiefergehendem Austausch), hat das Auswirkungen auf die Offenheit seiner Frau zur leiblichen Begegnung (Muttermund/Schamlippen sind dann eher verschlossen). Das ist natürlich nur eine grobe Faustregel, aber an diesem bildhaften Vergleich ist viel  Wahres  dran. Sexualität und Dialog bedingen sich gegenseitig, dies ist eine unserer wesentlichen Erfahrungen.  *) Ehe der Zoff uns scheidet, Volker und Felicitas Lehnert, 12 Denkanstöße, aussaat-Verlag

Auch das ist also ein Aspekt von Männerentwicklung durch Ehe begleitende Angebote von Marriage Encounter.

Veränderte Männer

Vor Jahren hieß es einmal „Neue Männer braucht das Land!“ Ich kann aus der Erfahrung am eigenen Leib und durch Beobachtung bei - und Gesprächen mit anderen Männern beim Kurs oder in den Dialoggruppen sagen: durch den Ehepaarkurs entwickeln sich neue Männer für das Land, für die Frauen.

Dass sich durch den Kurs auch „Neue Frauen für das Land/ihren Partner“ entwickeln, das liegt auf der Hand. Das geschieht ebenfalls so. Aber es wäre Inhalt eines anderen Beitrages.


Dieser Beitrag wollte aufzeigen, dass es eine Möglichkeit gibt, im Miteinander, nicht (nur) in getrennten Kursen Männerentwicklung anzustoßen und zu begünstigen. Männerentwicklung ist hier zugleich Beziehungsentwicklung. Beziehungsentwicklung ist auch Männerentwicklung.

Diakon Wilfried Koch, Köln, seit über 25 Jahren engagiert bei Marriage Encounter, zusammen mit seiner Ehefrau Waltraud Koch-Heuskel

Lernt der Mann also, von sich zu erzählen und ein gutes Gespräch zu führen, öffnet er sich und seinen Mund also, dann öffnet das seine Frau für die Nähe, die ihr Mann bei ihr sucht.

Tatsächlich führt also die Vertiefung der Kommunikation mit Worten immer wieder zur Vertiefung der leiblichen Kommunikation.

Mannsleute

Autor: Burkhard R. Knipping

 

Männer sehen bei dir eine gute Chance für sich.

Aber du forderst eine Haltung.

Mann um Mann lässt dich stehen.

Wie hast du, Mann aus Nazareth, dich da gefühlt?

 

Sie entdecken bei dir ein spannendes Vorhaben für sich.

Aber Du willst ihr Leben.

Mann um Mann sagt dir ab.

Wie hast du, Mann aus Galiläa, dich da gefühlt?

 

Sie wünschen von dir einen attraktiven Auftrag für sich.

Aber du brauchst Leidensgenossen.

Mann um Mann lässt dich allein.

Wie hast du, Mann aus dem Volk, dich da gefühlt?

 

Und am Schluss lassen dich Männer hängen

– vor Gericht, auf dem Weg, am Kreuz.

Wie hast du, Mann Gottes, dich da gefühlt?

 

Angeregt durch das Lukas-Evangelium, Kapitel 9, Verse 57-62

 


 

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