Qualifizierung zum Moderator Ethische Fallbesprechung
Grundsätzliches
Die Ethische Fallbesprechung als eine Möglichkeit, ethische Konflikte in Kliniken und Pflegeeinrichtungen vor Ort zu klären, findet zunehmend Verbreitung.
Die Moderatorinnen und Moderatoren brauchen für ihre Aufgabe fundierte Fortbildung auf methodischer und inhaltlicher Ebene.
Wir bieten daher ein Qualifizierungsprogramm an, das aus Bausteinen besteht, die einzeln gebucht werden können.
Vermittelt wird Methodenkompetenz auf der Grundlage des Köln-Nimwegener Modells zur Ethischen Fallbesprechung, und vertiefende Module zu zentralen medizin- und pflegeethischen Themen.
Zielgruppe
Eingeladen sind Verantwortliche aus dem ärztlichen Dienst, der Pflege, der Seelsorge, dem Sozialdienst, die in ihrer Einrichtung die Aufgabe der Moderation Ethischer Fallbesprechung übernehmen.
Voraussetzungen:
Grundlegende Kommunikationskompetenzen und Moderationstechniken werden vorausgesetzt.
Die Teilnahme am Seminar „Einführung in die Ethische Fallbesprechung“ ist Voraussetzung für alle weiteren Module.
Dauer:
In der Regel kann das Qualifizierungsprogramm innerhalb von drei Jahren durchlaufen werden.
Verbindlichkeit:
Die Module können nach individuellen Erfordernissen belegt werden. Es ist nicht notwendig, sich zur Teilnahme an allen Modulen zu verpflichten.
Zertifikat:
Bei der Teilnahme an allen Modulen wird von uns ein Zertifikat ausgestellt.
Trainings, die in den vergangenen Jahren bei den Diözesanbeauftragten für Ethik im Gesundheitswesen besucht wurden, werden anerkannt.
Module in Kooperation mit der Caritas-Akademie, Köln (Hohenlind) sowie der Maria-Hilf-Akademie, Dernbach werden ebenfalls anerkannt.
Wenn alle erforderlichen Module absolviert worden sind, kann der Zertifikats-Antrag mit den entsprechenden Kopien der Teilnahmebescheinigungen an das Erzbistum Köln gestellt werden.
Kosten:
Es gelten die im jeweiligen Veranstaltungskalender ausgewiesenen Preise, z.Zt. 110,00 € (incl. Materialien, Seminarverpflegung, ohne ÜNF) je Seminartag, Coaching 250,00 € für 5 Sitzungen (Stand 2015).
Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an den Veranstalter.
Tabellarischer Überblick über die einzelnen Module
Veranstaltungsform/
Inhalt
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Seminar-einheiten
(45 Min.)
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Dauer Tage
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Methoden- kompetenz
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Pflicht
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16
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2
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16
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2
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15
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5 Termine à 3 Seminareinheiten
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Kompetenz Ethik
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Pflicht
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8
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1
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8
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1
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8
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1
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8
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1
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Wahlpflicht
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2 Ethikforen / Studientage zu ausgewählten Themen der Medizin- und Pflegeethik
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8
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1
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8
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1
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12
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Detaillierte Beschreibung der Module
Seminar: Einführung in die Ethische Fallbesprechung in Klinik und Pflegeeinrichtung
- Die TN kennen das Instrumentarium, das dazugehörige Konzept
- Die TN kennen grundlegende Ethische Begriffe
- Die TN haben an mehreren Fallbesprechungen teilgenommen und entweder einmal selbst unter Anleitung moderiert oder protokolliert.
- Die TN kennen Rahmenbedingungen und haben ansatzweise die Notwendigkeiten eines Implementierungsprozesses reflektiert
- Findet das Training im Rahmen eines Implementierungsprozesses statt, sollen die TN über die spezifischen Rahmenbedingungen und über das vereinbarte Verfahren in Kenntnis gesetzt sein.
- Einführung in die zentralen Begrifflichkeiten der Medizinethik (60 Min)
- Vertiefende Übung zu den vier Prinzipien (Beauchamp/Childress) (60 Min)
- Einführung in die Methode der Eth. Fallbesprechung (60 Min.)
- Fallbesprechungen (je 90 Min.) (6 Stunden bei 4 FB)
- Abschließende Reflexion, Klärung offener Fragen (60 Min
Seminar: Aufbautraining Moderation Eth. Fallbesprechung
- Die TN gewinnen Sicherheit in der Moderation Ethischer Fallbesprechungen
- Die TN haben eine differenzierte Vorstellung von ihrer Rolle als Moderatoren
- Die TN haben jeder eine Fallbesprechung moderiert
- Die TN haben ein vertieftes Verständnis von Ethischen Fragestellungen, können diese identifizieren und von anderen Fragestellungen abgrenzen
- Die TN haben die Bedeutung des Votums gründlich reflektiert
- 6 Fallbesprechungen – Die oben genannten Ziele werden jeweils besonders fokussiert, dazu prozessbezogen auftauchende Themenschwerpunkte
- Übung: Formulierung ethischer Fragestellungen
- Referat: Hinweise zur Moderatorenrolle
- Abschließende Reflexion, Klärung offener Fragen
Moderatoren - Coaching
- Die TN reflektieren ihre Moderationsprozesse von Ethischen Fallbesprechungen
- Die TN reflektieren das Zustandekommen, die organisatorischen, zeitlichen und räumlichen Rahmenbedingungen ihrer Ethischen Fallbesprechungen
- Die TN reflektieren Formen und Strukturen von Ethikberatung
- Die TN reflektieren ihren Umgang mit dem Instrumentarium
- Die TN reflektieren die Art und Weise ihrer Moderation
- Die TN reflektieren ihre Gesprächsführung
- Die TN reflektieren die Werte- und Normenkonflikte aus ihren Ethischen Fallbesprechungen
- Die TN reflektieren die Gestaltung ihrer Rolle als Moderator in den Einrichtungen
- Die TN reflektieren ihre persönliche Werteargumentation
- 5 Termine à 3 Seminareinheiten zu je 45 Min.
- kleine Gruppen
- Leitung durch Diözesanbeauftragte für Ethik im Gesundheitswesen
Seminar: Grundtypen ethischen Argumentierens
- Die TN werden sich ihres eigenen ethischen Argumetierens bewusst.
- Die TN kennen die verschiedenen Grundtypen ethischer Argumentation
- Die TN analysieren Werte- und Normenkonflikte in konkreten Fallsituationen.
- Die TN reflektieren ihre persönliche Werteargumentation und bringen diese in Verbindung mit moralphilosophischen Konzepten.
- Gedankenexperiment zur Allokationsproblematik
- Werte-und Normenanalyse an konkreter Fallsituation
- Impuls: „Grundtypen ethischen Argumentieren: Deontologie, Teleologie, Utilitarismus, Ethik der vier Prinzipien, Care.Ethik“
- Vertiefung „Ethik der vier Prinzipien“ als moralphilosophischer Hintergrund der ethischen Fallbesprechung
- Praktische Umsetzung im Planspiel „Chorea Huntington“ und Reflexion
- Klärung offener Fragen
Seminar: Ethische Kompetenz „Autonomie“
- Die TN vergewissern sich ihrer persönliches Autonomie-Konzept.
- Die TN kennen verschiedene Autonomie-Konzepte.
- Die TN eignen sich grundlegendes Wissen über Vorausverfügungen an.
- Die TN können die erworbenen Kenntnisse im Rahmen einer ethischen Fallbesprechung/ der Entwicklung einer Leitlinie anwenden.
- Brainstorming zum persönlichen Autonomie-Konzept in Kleingruppen und Zusammenführung im Plenum (45 Min.)
- Falldiskussion in Kleingruppen und Präsentation der Ergebnisse im Plenum (60 Min.)
- Verdeutlichung der Argumentationslinien und Impulsvortrag „Autonomieverständnisse“ mit Diskussion/Aussprache (60 Min.)
- Erarbeitung einer Empfehlung zu unterschiedlichen Fällen in Kleingruppen und Zusammenführung im Plenum (60 Min.)
- Impulsvortrag „Informed consent“, Aussprache und Diskussion (60 Min.)
- Reflexion und offene Fragen getrennt nach Moderatoren bzw. Mitglieder von Ethikkomitees (60 Min.)
Seminar: Ethische Kompetenz "Wohltun/ Nicht-Schaden"
Ziele:
- Die TN werden sich der Bedeutung der Prinzipien bewusst.
- Die TN üben sich ein in die Abwägung der Prinzipien Wohltun und Schaden-Vermeiden und des Prinzips Autonomie
- Die TN sind in der Lage die Prinzipien Wohltun und Schaden-Vermeiden gegen Lebenswerturteile abzugrenzen
- Die TN reflektieren ihre Haltung zum Thema Lebenswert
Ablaufelemente: (8 Seminareinheiten):
- Impuls: Wohltun – Schaden-Vermeiden
- Das Verhältnis der Prinzipien Wohltun, Schaden-Vermeiden zum Prinzip Autonomie: Ein Entscheidungsalgorithmus
- Abgrenzung der Wohltun - Schaden-Vermeiden - Analyse von Lebenswerturteilen
- Wohltun – Schaden-vermeiden an konkreten Fallsituationen
- Klärung offener Fragen
Seminar: "Ethik am Lebensende"
- Die TN reflektieren ethische Implikationen zu persönlichen, gesellschaftlichen, theologischen und medizinischen Aussagen, Einstellungen und Haltungen zu Handlungen am Lebensende.
- Die TN definieren und differenzieren die Begriffe Behandlungsbegrenzung, -reduktion, - abbruch, -verzicht. Sie können diese Definitionen und Differenzierungen auf konkrete Fallsituationen anwenden.
- Die TN reflektieren die ethische Dimension des Palliativ-Care Ansatzes.
- Die TN können unterschiedliche Formen der Sterbehilfe aus ethischer Perspektive bewerten.
Ablaufelemente (8 Seminareinheiten)
- Einführung in die BegriffeBehandlungsbegrenzung, -reduktion, - abbruch, -verzicht.
- Diskussion der „Grundsätze der Bundesärztekammer zur ärztlichen Sterbebegleitung“ und der „Ethischen regeln der Intensivpflegenden“ (DGF).
- Differenzierte Darstellung der Definitionen „aktive“ und „passive Sterbehilfe“ und kritische Auseinandersetzung mit der Gesetzgebung und Praxis in den Niederlanden.
- Vorstellung von Grundzügen des Palliative-Care Ansatzes und deren Bewertung aus ethischer Perspektive.
- Anwendung der theoretischen Grundlagen auf Fallbeispiele.
Ethikforen/ Studientage
Die Ethikforen werden in der Regel zweimal im Jahr angeboten.