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Hirten

head-schweigegang

Hirten-Abend (im Advent)<br>Eine Einladung an Männer

Autor: Detlef Tappen, Pastoralreferent, Referent für Gemeindepastoral im Kreisdekanat Mettmann

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Mit seinem Vorschlag für einen „Hirten-Abend im Advent“ gibt Pastoralreferent Detlef Tappen nicht nur für die Tage vor Weihnachten einen guten Anstoß zum Nachdenken.

  • „Hirte sein“ ist eine tägliche Aufgabe: Freundeskreis, Familie, Verwandtschaft, Beruf, Verein, Verband benötigen Männer, die ein guter Hirte sind – für die anderen, für ein gemeinsames Vorhaben, für ein Ziel.
  • „Hirte sein“ ist eine Aufgabe aller Getauften: Ein/e jede/r ist aufgefordert und begabt, andere Menschen zu begleiten, zu leiten – sei es durch deren Alltag, in deren Sorgen oder hin zu Gott.
hirte

"Der Hirte" - ein Impuls

»Hirte« ist die Berufsbezeichnung für jemanden, der eine Herde gleichartiger Tiere hütet (z.B. Ziegen, Schafe, Esel, Kamele, Rinder, Gänse …).


Der Hirte ragt gut sichtbar aus der Herde heraus; er ist ruhender Pol, Orientierungsfigur und Leitfigur. Der Hirte weiß, was für gedeihliches Leben notwendig ist: fette Weideplätze, gute Tränkestellen. Er weiß die Herde zusammenzuhalten.


Der Hirt bzw. Hirten sind Nomaden, sie ziehen weiter, wenn ein Weideplatz abgegrast ist. Sie passen also ihr Leben den Bedürfnissen der Herde an. Sie ziehen auf Wanderungen der Herde voran. Im Beruf des Hirten kommen die positiven Energien von vier zentralen, männlichen Archetypen vor, zum Wohl und Gedeihen der anvertrauten Herde: König, Krieger, Liebhaber, Magier.


Im Idealfall ist der König der Hirte seines Volkes, sorgt vorausschauend und aufmerksam für segensreiche Lebens-und Entfaltungsbedingungen, kennt das Leben sehr genau. Dann ist die Herde fruchtbar, sie gedeiht und wächst an Zahl. Ein Hirte ist bereit zum Kampf, wenn es um die Verteidigung seiner Herde geht. Stock und Stab und Schleuder geben Zuversicht gegenüber Feinden. In der Hürde schafft er einen klar abgegrenzten, sicheren Raum zum Ausruhen in der Nacht. Er ist sogar bereit, sein Leben einzusetzen, wenn die Herde bedroht wird. Er lässt sich nicht abhalten, einem verlorenen Tier in unwegsames Gelände nachzugehen.


Als „Mann des Draußen“ hat er eine lebendige Beziehung zu den Kräften des Himmels und der Erde. Es waren die Hirten von Bethlehem, die zuerst die Engel gesehen und gehört haben, die Gottes Offenbarung im Kind vernommen haben. Menschen suchen seit jeher Anleitung und Führung: Trainer, Lehrer, Väter, Erzieher, Jugendleiter, aber auch Firmenchefs, Abteilungsleiter oder Politiker – Leitfiguren, geben Anregungen, entwickeln Ideen, um andere zu fordern und zu fördern.


In der Antike war der Hirte das Leit-Bild für einen menschlichen Herrscher.
Im alttestamentlichen Israel ist der unbenennbare Gott selbst der König, folglich der Hirte seines Volkes. Neutestamentlich kommt das Bild des Hirten Jesus zu. Er sammelt die zerstreute Herde des Volkes Gottes; er erlebt die Menschen seiner Zeit wie Schafe die keine Hirten haben: ohne Anleitung, Begleitung und Wegweisung, ohne Orientierung. In der Bildrede vom Guten Hirten (Joh 10) kommt seine Lebenshaltung und sein Auftrag deutlich heraus.

 

Es gibt auch das Gegenteil beim Hirten: ein ohnmächtiges Fliehen oder laufen lassen oder das Ablehnen von Verantwortung. Schattenseiten und Gefahren scheinen auf, wenn der Hirte seine Herde bedrängt oder gängelt oder ihr eine Richtung aufzwingt, bloß um sie seine Macht und Überlegenheit spüren zu lassen.

 

Dass der Hirte „archetypisch in unserer Seele wohnt“, kann uns Männer ermutigen, das Leben bewusster und eigen-sinniger zu gestalten und darin selbstbewusster und sicherer zu werden. Erst dann kann der Hirte seine Knie beugen vor dem Schwachen, vor dem Kind – damals und heute.

(Detlef Tappen)

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Ablauf eines "Hirten-Abends mit Männern"

Vorzubereitendes:

 

…im Raum:

  • Stuhlkreis, „Besteck-Krippe“ aufbauen, Blätter mit Worten wie „schützen“, „nähren“, „sorgen“, „gestalten“, „weisen“, „versorgen“, „verteidigen“, „mehren“, „leiten“, „hüten“, „wachen“) innerhalb des Stuhlkreises auslegen

…in der Kirche:

  • Teelichter in der Kirche hinstellen, ggf. Blätter des Textes von Ps 23, Blätter mit Impulsfragen

…vorab:

  • Die Männer müssen informiert werden, dass sie zum „Hirten-Abend im Advent“ einen Hirten aus ihrer eigenen Krippe mitbringen können.

 

Der Abend:

 

Im Raum:

  1. Runde mit Vorstellen mit / der Hirten-Figur
    Erzählen über Erwartungen und Erfahrungen in der letzten Zeit
  2. Impuls zum „Hirten“
    [Jetzt wird der obenstehende Text „Der Hirte – ein Impuls“ vorgetragen.]
  3. Offene Gesprächsrunde mit Fragen:
    „Wie erlebe ich Männer in Leitung?“
    „Wie erlebe ich mich als Mann in Leitung?“
    „Was muss einer können, wie muss einer sein, dem ich Leitung (auch über mich) zubillige?“
    „Was macht es mir als Leiter leicht, was macht es schwer?“
    [Weitere Fragen: siehe weiter unten den Text ‚Impulsfragen‘.]

 

Wechsel in die Kirche zum Abschluss des Abends

 

In der Kirche

 

Jeder Mann sucht sich mit seinem Hirten einen Platz in der Kirche. Er nimmt sich ein brennendes Teelicht mit zu diesem Platz.

 

Bitte des Leiters:

Lass Gedanken und Gefühle zum Gehörten und Gesagten des Abends in dir aufsteigen. Und wenn du magst, kreise ein wenig um den Gedanken: »Wie begegnen mir im Hirten eigenen Verhaltensweisen, Aufgaben und Qualitäten? Welche Tätigkeiten und Eigenschaften kennzeichnen mich als Hirten?«

 

Gongschlag

 

Der Leiter bittet die Männer, sich mit ihrem Teelicht auf einen anderen Mann zu zu bewegen und sich zusammen zu setzen. Jeder Mann darf fünf Minuten von sich erzählen, der andere hört einfach zu.

 

Gongschlag

 

Der Leiter bittet die Männer zu einem anderen Mann zu wechseln.

 

Gongschlag

 

Der Leiter bittet zum gemeinsamen Psalmgebet.

Den Ps 23 wollen wir als sog. Echopsalm lesen: Das heißt, ich lese eine Zeile vor und eröffne immer mit „Gott ist mein Hirte“ bzw. „Du, Gott, bist mein Hirte“ und schließe jeweils die nächste Psalmaussage an. Danach wiederholt ihr Männer den Vers, den ich gerade gesprochen habe, wie ein Echo. So beten wir den ganzen Psalm. [Siehe unten den Text „Psalm 23 als ‚Echopsalm‘ lesen.]

 

(Detlef Tappen)

 

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Psalm 23 als 'Echopsalm' lesen

Gott ist mein Hirte
mir wird nichts mangeln

Gott ist mein Hirte
er lässt mich lagern auf grünen Auen

Gott ist mein Hirte
er führt mich zum Ruheplatz am Wasser

Gott ist mein Hirte
Er stillt mein Verlangen

Gott ist mein Hirte
er leitet mich auf rechten Pfaden, treu seinem Namen

Gott ist mein Hirte
muss ich auch wandern in finsterer Schlucht,
ich fürchte kein Unheil

 

Du, Gott, bist mein Hirte
denn du bist bei mir

Du, Gott, bist mein Hirte
dein Stock und dein Stab
geben mir Zuversicht

 

Du, Gott, bist mein Hirte
du deckst mir den Tisch vor den Augen meiner Feinde

Du, Gott, bist mein Hirte
du salbst mein Haupt mit Öl

 

Du, Gott, bist mein Hirte
du füllst mir reichlich den Becher.

Du, Gott, bist mein Hirte
lauter Güte und Huld werden mir folgen mein Leben lang

 

Du, Gott, bist mein Hirte
und in deinem Haus darf ich wohnen für lange Zeit

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"Impulsfragen" für die Nachdenk-Zeit <br>und für die Blätter zum Auslegen

  • Findest du dich zurecht, draußen in der Wildnis des ganz gewöhnlichen Lebens?
  • Wie gestaltest du deinen Herrschaftsbereich?
  • Wie nimmst du die Verantwortung wahr, die dir zufällt?
  • Wie übst du die Macht aus, die du hast?
  • Wie übst du die Fürsorge aus, die du hast?
  • Wem und was gilt dein Sorgen?
  • Ist das, was du tust, sinnvoll und zukunftsträchtig?
  • Und: Vor wem machst du es wie „die redlichen Hirten“, von denen es heißt, sie „knien anbetend davor“?


Die „Impulsfragen“ stammen zum Teil aus dem Buch „Werkbuch Männerspiritualität“, S. 104 (hrsg. von Martin Hochholzer / Tilman Kugler, Verlag Herder, Freiburg i.Br. 2007).

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"Hirtenabend im Advent" als Download

Detlef Tappen stellt sein Modell zum Download bereit.
Es ist als Word-Dokument gespeichert, um ein Weiterarbeiten zu ermöglichen. Zum Download...

 

 


 

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Dr. Burkhard R. Knipping

Referent