Das Erzbistum Köln im 20. Jahrhundert

Das 19. Jahrhundert, geprägt durch Fortschritt in Technik, Medizin, Industrie und Gewerbe, veränderte das Aussehen der menschlichen Gesellschaft. Wirtschaftszentren zogen Arbeitskräfte aus ländlichen Regionen an, Massenwanderungen waren die Folge, die Städte wuchsen in zwei Jahrzehnten um 30 - 50 %, Köln wuchs um über 80 % und in den neuen Ruhrgebietsstädten lebten drei- bis viermal so viele Menschen, die Sozialstruktur veränderte sich grundlegend.

Es entwickelte sich der Stand der Lohnarbeiter, übergeordnet dem Stand der Bauern und auf der Suche nach seinem Platz im politischen und gesellschaftlichen Gefüge des Kaiserreiches. Langsam veränderte sich der Anteil der Landwirtschaft in der Gesamtgesellschaft.

In Politik, Gesellschaft und Wirtschaft des preußisch-protestantisch dominierten Kaiserreichs bemühten sich die Katholiken Antwort auf die Herausforderungen ihrer Zeit zu finden, unterstützt durch die katholische Zentrumspartei. Die nach Fortschritt strebende Gesellschaft entfremdete viele Menschen ihrer Kirche. Liberalistische Ströme prangerten die Kirche und ihre Lehre als nicht mehr zeitgemäß an. Die kirchlichen Verantwortlichen standen vor der Entscheidung in den Dialog zu gehen und Kompromisse zu suchen, oder die katholischerseits noch ablehnende Haltung der bürgerlich-liberalen Welt zu unterstützen und im traditionell-christlichen Sinne nach Veränderung zu suchen.

Hubertus Theophil Simar (1900 - 1902)

Simar war acht Jahre Bischof von Paderborn und wurde wegen sein moderaten und trotzdem verbindlichen Stils vom preußischen Staat als Erzbischof gewünscht und 1899 durch das Kapitel gewählt. Es erfolgte die päpstliche Ernennung, nicht aber die Erhebung ins Kardinalskollegium. Simar setzte sich besonders für die notwendige Reform der Priesterausbildung ein, erwirkte das Promotionsrecht, starb dann aber 66-jährig. 

Antonius Fischer (1903 - 1912)

Nachdem der Kölner Weihbischof Fischer dem Staat gegenüber zusagte, die Reformen Simars zu respektieren, wurde er zum Erzbischof gewählt, 1903 vom Papst bestätigt und kurz danach zum Kardinal ernannt.

Fischers vielseitiges Wirken fiel in eine schwierige innerkirchliche Umbruchphase. Durch seine Religionslehrertätigkeit kannte er den Hintergrund der neu entstehenden sozialen Fragen und verstand größtenteils die Situation und Anliegen der Industriearbeiterschaft und ihrer Gewerkschaftsbewegungen. Trotz Widerstände aus Rom und dem Kreis der deutschen Bischöfe stärkte er die überkonfessionellen christlichen Gewerkschaften. Fischer sah zwar auch die Gefahr der weltlich-säkularen Einflüsse, wurde aber zum Rückhalt der Fortentwicklung des katholischen Verband- und Vereinswesens. In der Theologenausbildung kehrte zu einer strengen Linie zurück. In der Seelsorge förderte er die Marienverehrung und die eucharistische Frömmigkeit. Der Diabetiker Fischer starb 1912 überraschend.

Felix von Hartmann (1913 - 1919)

In der Hoffnung auf eine Kehrtwende in der Gewerkschaftsfrage wurde von Hartmann auf Betreiben der römischen Kurie 1912 zum Kölner Erzbischof gewählt. Er überraschte dann durch die Erklärung, dass es Pflicht der Kirche sei, die interkonfessionellen Christlichen Gewerkschaften zu fördern und trug damit der sozialpolitischen Situation seines Bistums Rechnung. Der gesellschaftspolitisch ausgesprochen konservative Erzbischof stand sowohl der Zentrumspartei als auch den sozialreformerischen Bestrebungen distanziert gegenüber, u.a. auch aus Angst vor gesellschaftspolitischen Positionsverlusten für die Kirche.

1914 fiel von Hartmann die Führung des preußischen Episkopates zu. Er war von der Rechtmäßigkeit des deutschen Kriegsführung überzeugt, teilweise war er durch mangelnde Entscheidungsfreude politisch überfordert. Als Kaisertreuer fand er sich nur schwer mit einem parlamentarisch- demokratischen Staat zurecht, er starb mit 67 Jahren.

Karl Joseph Schulte (1920 - 1941)

Schulte wurde 1909 mit nur 38 Jahren überraschend zum Bischof von Paderborn gewählt. Er zeigte sich weitsichtig und aufgeschlossen, sprach sich für die interkonfessionellen Christlichen Gewerkschaften und für die Abschaffung des Dreiklassenwahlrechts. Auf Wunsch Roms und der staatlichen Stellen in Berlin wurde er 1920 zum jüngsten Kölner Erzbischof des 20. Jahrhunderts gewählt. Durch seine Anregungen und Impulse kam es zu einer Aufbruchstimmung und innerdiözesane Reformen. Schulte, seit 1921 Kardinal, wurde einer der Wortführer im preußischen Episkopat. Seine sozialen und sozialpolitischen Aktivitäten prägten die Notzeiten der frühen zwanziger Jahre, während der Wirtschafts- und Ernährungskrise rief er zu großen, weltweiten Hilfsaktionen für die rheinische Bevölkerung auf.

In politischen Fragen war er stets zurückhaltend. Er erahnte früh die politischen Bestrebungen Hitlers und sah die Situation nüchtern und illusionslos, konnte aber keine Zeichen setzen, um den Gläubigen Orientierung in ihrer Ablehnung des Nationalsozialismus zu geben. Schulte versuchte zwar alles, um den Zusammenhalt des Erzbistums zu ermöglichen, blieb aber nach außen hin defensiv. Teile der Jugendbewegung oder jüngeren Klerus kritisierten die defensive Haltung. Schulte aber erkannte wohl früh die Skrupellosigkeit und Radikalität der Machthaber und er hielt sich auf Grund seines Herzleidens, aber auch einer tief verinnerlichten Obrigkeitstreue zurück.

Die atheistische Ideologie und der absolute Machtanspruch waren etwas völlig Neues. Die Tradition der Einheit von Kirchen- und Staatstreue machte es den Bischöfen unmöglich, dem Regime die Loyalität aufzukündigen. Dennoch dachten andere Bischöfe an einen begrenzten aber deutlichen Konfrontationskurs gegen Regierung und Staat. Schulte trat dem entgegen und suchte eher nach Wegen den Kern kirchlichen Wirkens nicht zu gefährden und den Katholiken eine "Bewährungsprobe des Entweder-Oder" zu ersparen. Schulte starb an Herzversagen während eines nächtlichen Fliegerangriffes aus Köln.

Josef Frings (1942 - 1969)

Frings wurde nach 20 Jahren in der Pfarrseelsorge und Leitung des Priesterseminars 1942 als 55-Jähriger überraschend durch das Domkapitel zum Erzbischof gewählt. Trotz Beschränkung auf Seelsorge und Liturgie durch das NS-Regime war die Kirche im Inneren sehr lebendig. Es nahmen viele an Frings´ Bischofsweihe und seiner pastoralen Rundreise durch das Erzbistum teil. Die Diözesanen identifizierten sich mit ihrem Bischof u.a. auch wegen seines praxiorientierten Denkens. Frings prangerte die menschenfeindlichen NS-Maßnahmen und die Tötung der Juden öffentlich an.

In der "Stunde Null" kümmerte sich Frings unverzüglich um den Neuaufbau der diözesanen Strukturen und des kirchlichen Lebens. Als Leiter der Bischofskonferenz wurde er zum Sprecher des katholischen Bevölkerungsanteils in Deutschland. Zusammen mit dem ev. Landesbischof Wurm wandte er sich in humanitären Fragen an die Siegermächte, er trat sowohl für die Anliegen der Kirche als auch Bevölkerungsteilen ein und wies auf Ungerechtigkeit und untragbare Härten hin. Berühmt wurde er durch den öffentlichen Hinweis auf die moralisch erlaubte Selbsthilfe durch Mundraub, "Fringsen" genannt.

Die katholische Kirche, als einzige Institution während der Diktatur intakt geblieben, wurde von den Siegermächten beim Neuaufbau ernst genommen. Trotz politischer Isolation konnte Frings reisen und er nutzte das humanitär und auch kirchenpolitisch. Als Ausdruck kirchlichen Selbstbewusstseins gestaltete Frings 1948 eine große 700-Jahr-Feier der Grundsteinlegung des Kölner Doms. Er bestimmt maßgeblich zwei Jahrzehnte lang die kirchliche Entwicklung in Deutschland mit. Dabei kam ihm sein Gespür zur Auswahl seiner Mitarbeiter und Berater zugute.

Durch eine Diözesankirchensteuer und den wirtschaftlichen Aufschwung bekam die Leitung des Erzbistums unerwartete Spielräume und stärkten den Einfluss des Erzbischofs. Trotzdem blieb er sozialpolitisch orientiert. Frings spielte beim zweiten Vatikanischen Konzil in Rom eine viel beachtete Rolle, seine Intervention beeinflusste die Zusammensetzung Konzilskommissionen und gab den Anstoß zur Umgestaltung des heiligen Offiziums. Auf Grund einer Augenerkrankung gab Frings 1965 die Leitung der Bischofskonferenz und 1969 auch die Leitung des Bistums an den designierten Nachfolger ab. Frings lebte weiterhin in Köln und starb erblindet im Dezember 1978.

Joseph Höffner (1969 - 1987)

Höffner wurde mit 62 Jahren zum Koadjutor in Köln ernannt. Nach dem Studium, Promotion und Priesterweihe schlug er die wissenschaftliche Laufbahn ein. Seine steile akademische Karriere begann als Professor am Trierer Priesterseminar, später an der Universität München. Als Fachmann für Sozialwissenschaften, Sozialpolitik und Sozialgeschichte war er ein allseits sehr gefragter Ratgeber. Er arbeitete an der Verfassung seines Heimatlandes Rheinland-Pfalz und an sozialen Innovationen der Bundespolitik während der Adenauerzeit mit. Mit 55 Jahren wurde er Bischof von Münster.

Seine Wahl zum Erzbischof im Februar 1969 fiel in eine gesellschaftlich und innerkirchlich äußerst unruhige Zeit. Seine vordringlichste Aufgabe, mit Hilfe seines Generalvikars Nettekoven, war der Umbau der Diözesanstrukturen nach den Vorgaben des Vatikanums und die Hinführung zu neuen pastoralen Wegen. Trotz seiner wenig volkstümlichen Art genoß Höffner stets hohe Achtung unter seinen Erzdiözesanen. Er verband große Sensibilität mit der Nüchternheit des erfolgreichen Wissenschaftlers. Bei der sehr schwierigen Verwirklichung der hohen Ziele des Konzils bewahrte er sich immer eine ausgesprochene Sachlichkeit und scheute sich nie kirchen- oder gesellschaftpolitische Themen anzusprechen und unbequeme Positionen zu vertreten.

Seine persönlichen Voraussetzungen prädestinierten ihn für höchste Aufgaben im Rahmen des deutschen Episkopates und der Weltkirche. Er erfüllte die Erwartungen, auch die konkreten Lebensbedingungen der Menschen in den Blick zu nehmen. 1976 wurde er zum Vorsitzenden der deutschen Bischöfe gewählt. Seine mitinitiierte Aussöhnung mit den polnischen Bischöfen spielte eine mitentscheidende Rolle bei der Wahl des ersten nichtitalienischen Papst. Höhepunkte seiner Amtszeit waren zwei Deutschlandbesuche des Heiligen Vaters. Sein Amtsverzicht wegen einer bösartigen Tumorerkrankung wurde im September 1987 angenommen, Höffner starb einen Monat später.

Joachim Meisner (1989 - 2014) 

Joachim Meisner, geboren 1933, Nichtrheinländer, wurde 1962 nach dem Theologiestudium mit Promotion in Erfurt Priester, später Weihbischof und 1980 Bischof von Berlin. Als Vorsitzender der Berliner Bischofskonferenz und seit 1983 Kardinal, wurde er zum wichtigsten Kirchenführer im Bereich der DDR. Es war aufsehenerregend als Meisner 1988 zum Erzbischof eines westdeutschen Bistums ernannt wurde, lange vor der politischen Wende. Seiner Ernennung ging eine ungewöhnlich lange und bewegte Vakanzzeit voraus, die aber nicht mit seiner Person zusammenhing.

Der Kardinal versuchte sich rasch in das auch kirchlich neue Umfeld hineinzufinden. Er brachte keine Berater mit, sondern verließ sich u.a. auf die Fachkompetenz des Generalvikars Feldhoff. Meisner wies in seiner Amtszeit unermüdlich auf die Glaubenskrise als menschlich-gesellschaftliches Kernproblem und die Chancen der christlichen Botschaft und des kirchlichen Auftrags hin.

2014 emeritierte Meisner, überraschend starb er am 5. Juli 2017 in Altötting.

Reiches katholisches Leben

1901 nahm das Erzbistum Köln mit mehr als 2,5 Millionen Katholiken in 882 Pfarreien die erste Stelle unter den deutschen Bistümern ein, 1918 war es es über 3,3 Millionen in fast 1.000 Pfarreien (69% der Gesamtbevölkerung).

Die bedeutendsten katholischen Vereine und Verbände hatten ihren Sitz im katholischen Rheinland, z.B. der "Volksverein". Dieser mobilisierte und sensibilisierte für soziale Reformen, um das Wirken der Kirche zu stärken. Die Kölner Erzbischöfe unterstützten dieses Engagement, der wachsende Arbeiterstand in der Kirche konnte nicht mehr ignoriert werden. Die zahlreichen Arbeitervereine hatten die Pflege des religiösen Lebens und die Abwehr der sozialistischen Irrtümer zum Ziel.Trotz Anerkennung ihrer Leistungen waren viele nicht kirchenamtlich errichtete Vereine von der Hierarchie nicht immer gerne gesehen. Teilweise waren sie durch ihre finanzielle Stärke unabhängig von den Diözesanbischöfen, was kircheninterne Auseinandersetzungen zur Folge hatte. Die Lösung bestand in der Bildung von Diözesanverbänden mit einem geistlichen Präses und der amtlichen Anerkennung durch ihren Bischof. Die oft im Rheinland stattfindenden Katholikentage zeigten die Kraft des katholischen Lebens. Bis zum ersten Weltkrieg stieg auch die Zahl lokaler katholischer Tageszeitungen. 

Innerkirchliche Auseinandersetzungen

Im Jahrzehnt bis zum ersten Weltkrieg spielte das Kölner Erzbistum eine zentrale Rolle. In dem starken gesellschaftlichen Engagement der Katholiken sahen manche Bischöfe die Gefahr des schweren Irrtums in Glaubensfragen. Es bedürfe für die Lösung politischer und sozialer Fragen der steten Kontrolle kirchlicher Autorität. Realpolitische Kompromisse, etwa mit protestantischen Mitbürgern waren fast unmöglich. Vor allem Gewerkschaften, Volksvereine und Zentrumspartei gerieten in die Kritik. Diese Konflikte wurde auf höchster Ebene ausgefochten. Rom meinte die Kirche vor "Modernismus" schützen zu müssen. Die sozialpolitische "Kölner Richtung" missfiel dem Papst, trotzdem stellte sich Erzbischof Fischer schützend vor diese Bewegung.

Wachstum des Erzbistums

Nach dem Kulturkampf stieg die Zahl der Neupriester, entsprach aber trotzdem nicht dem raschen Bevölkerungswachstum. 1911 kamen 1456 Katholiken auf einen Diözesanpriester, was enorme Seelsorgeprobleme beinhaltete. Die geringe Finanzbasis vor Einführung der Kirchensteuer erschwerte eine vorausschauende zentrale Planung. Die Normalisierung der Kirche-Staat-Beziehung ermöglichte Gesetze zur Verbesserung der sehr unterschiedlichen Finanzlage, z.B. durch Hilfsfond, Zuschüsse zur Pfarrerbesoldung, Errichtung von Gesamtverbänden und Erhebung von Kirchensteuern.

Pfarrei und Vereine boten Halt und Einbindung in die traditionelle katholische Lebensumwelt und Gesellschaft. Die Zeitströmungen des Liberalismus und Materialismus entzogen der Kirche Gläubige und forderten die Seelsorger Antworten darauf zu finden. Auch die körperliche und materielle Not der deutlich von Klassenunterschieden geprägten Gesellschaft war eine Herausforderung. Es fehlte die Koordinierung der zahlreichen Aktivitäten der Orden und Wohlfahrtsaktivitäten. Erst 1916 wurde dafür der Diözesancaritasverband gegründet. Der Krieg brachte vermehrt Aufgaben in Bezug auf Seelsorge und kirchliche Caritas.

Die Kirche in veränderter politisch-gesellschaftlicher Lage

Die Ausrufung der Republik 1918 hatte für Gesellschaft und Kultur tiefgreifende Folgen. Erzbischof von Hartmann konnte den Umsturz schwer verwinden, trotzdem wirkten auch Kölner Katholiken bei der Ausarbeitung der Weimarer Verfassung mit. Vor allem auf der kommunalen Ebene engagierte sich der Klerus wie nie zuvor in Deutschland. Ein Konkordat zwischen dem Heiligen Stuhl und Preußen sicherte u.a. das Bischofswahlrecht der Domkapitel. Der liberale und demokratische Staat bedurfte neuer Ansätze.

Organisatorische Neuerungen im Erzbistum

Der Umbruch in Deutschland 1918/19 sowie der Amtsantritt des neuen Erzbischofs Schulte brachten Bewegung ins Erzbistum. Eine Diözesansynode gab wichtige Impulse: Einführung von Kirchensteuern in den Pfarreien, Gründung von Finanzverwaltungen. Köln erhielt mit dem Stadtdechanten eine Koordinierungs- und Zwischeninstanz. Das Priesterseminar wurde nach Bensberg verlegt. Die Verwaltung des großen Erzbistums wurde immer schwerer (mittlerweile 3,5 Mio. Katholiken). 1930 trat Köln dem neuen Erzbistum Aachen fast 40 % der Dekanate, ein Drittel seiner Gläubigen und fast die Hälfte der Diözesanpriester ab.

Neue Intitiativen und Herausforderungen in der Seelsorge

In den 1920er Jahren veränderte sich das Kirchenbewusstsein. Die "Liturgische Bewegung" wurde vor allem über die Jugend in breitere Kreise der Gläubigen getragen. Man besann sich mehr auf die Beziehung Mensch-Gott bzw. Gemeinde Gott, betonte mehr die Pfarrseelsorge und die religiös-soziale Richtung.

Domkapitular Stoffels, später auch Weihbischof, war den entsprechenden Erfordernissen sehr aufgeschlossen. Jetzt durften Frauen in den Kirchenchören mitsingen. Die Seelsorgearbeit in den Städten hatte ihre Grenzen. Mischehen waren ein großes Problem. Die starke Integration der Katholiken in Staat und Gesellschaft hatte negative Auswirkungen, z.B. ging die katholische Tagespresse zurück. Andrerseits gab es auch ermutigende Tendenzen: aus den Städten kamen bis zu 90% der Neupriester.

Jugendbewegungen fühlten sich durch Gruppen angesprochen, die bewusst auf religiös-geistiger und sittlicher Erneuerung und spürbare Gemeinschaft Wert legten. Die Verbandszentrale der gesamt katholischen Jugend befand sich in Düsseldorf. Ihren Leitern gelang es, die jugendgerechte Freizeitgestaltung mit bewusster katholischer Identität zu verbinden. Der Essener Katholikentag 1932 sollte für 16 schwere Jahre der letzte gewesen sein.

Neuaufbruch von Kirchenbau und sakraler Kunst

Die nach dem Kulturkampf begonnene Bautätigkeit setzte sich vor allem in den Großstädten mit dem Bau bedeutender neugotischer und neuromanischer Kirchen fort.

Der Rahmen der doktrinären Neugotik begann aufzubrechen, man ging freier mit Stilelementen um. Experimente führten zum Eklat. Erzbischof Fischer sah in der Gotik, Romantik und des Übergangsstile den einzig würdigen Ausdruck kirchlicher Kunst. Trotzdem war die Entwicklung unaufhaltsam, die Diözesansynode 1922 ließ den Künstlern jede Freiheit. Die neuen technischen Möglichkeiten durch Stahl und Beton boten Voraussetzungen für den Weg in die Moderne. Die "Liturgische Bewegung" inspirierte auch die Künstler. Es kam zur Abkehr weg von überladenen Kirchenausstattungen hin zu nüchternen Formen: "christozentrischer Kirchenbau". Einen Schwerpunkt dieser Entwicklung bildete das Erzbistum Köln z.B. durch die Restaurierung der alten romanische Kirche St. Georg, in der die reinen architektonischen Formen betont wurden. 

Der Neuaufbruch hatte auch Auswirkungen in den übrigen Bereichen der sakralen Kunst, wie der Glasmalerei, Mosaik und Wandmalerei, aber auch der Goldschmiede- und Paramentenkunst. Einige expressionistisch beeinflussten Wandmalereien und Fensterentwürfe blieben aber umstritten.

Hitlers Machtübernahme

Der Nationalsozialismus war den Bischöfen nicht unbekannt. Den Nazis war z.B. die Teilnahme an gottesdienstlichen Veranstaltungen verboten, sie sollten (ebenso wie aktive Sozialisten) von den Sakramenten ausgeschlossen bleiben. Die Kirche lehnte konsequent die nationalsozialistischen Lehren ab. Die NSDAP löste zunächst politisch relevante Organsiationen auf. Trotz einer geschaffenen Rechtsbasis zur Verteidigung kirchlicher Interessen, wurde Bereiche katholischen Lebens bekämpft.

Kirche unter dem Druck von Staat und Regime

Der NS-Staat zielte auf totale Unterwerfung andersdenkender Gesellschaftsteile, u.a. auch der katholischen Kirche. Die Taktik richtete sich nicht unmittelbar gegen die Amtskirche. Durch Verordnungen, Gesetze und Schikanen katholisches Milieu, Traditionen, Werte und Normen aufgeweicht und aufgelöst werden. Den Vereinen und Verbänden wurde die Basis entzogen, vielfach folgte die Zwangsauflösung. Die katholische Presse wurde ausgeschaltet.

1939 wurde das konfessionell gebundene Schulwesen trotz Protesten abgeschafft. Der Religionsunterricht durch Geistliche war schon länger verboten, die katechetische Unterweisung in den Pfarreien gewann an Bedeutung. Die Entwicklung verlief unterschiedlich, die Identifizierung mit der Kirche war stark, Wallfahrten und Kirchenbesuche hatten Konjunktur. Man hoffte dadurch die Grundlagen der eigenen Arbeit eher zu retten. Manche Verbände vermissten gerade die Unterstützung ihres Erzbischofs Schulte. Dieser und der Generalvikar suchten zwar nach Möglichkeiten, Maßnahmen zu verhindern, den Druck auszuhalten, der grundsätzliche Gehorsam gegenüber der staatlichen Obrigkeit wurde aber nicht in Frage gestellt.

Schulte hatte nach dem Besuch beim Reichskanzler 1934 eine wirklichkeitsnahe Einschätzung Hitlers und der Gefahren durch Protest und Widerstand. Für ihn war nun entscheidend, die NS-Beeinflussung zu verhindern und dem Volk das volle Glaubensgut der hl. Kirche zu bewahren. Schulte gründete eine Abwehrstelle gegen die nationalsozialistische antichristliche Ideologie. Ihr Leiter und späterer Generalvikar Teusch engagierte sich mutig, u.a. durch Kleinschriften und den in ganz Deutschland verbreiteten "Kathechismuswahrheiten".

Der Klerus als Stütze der Kirche besaß weiterhin Autorität und Führungsrolle innerhalb der katholischen Bevölkerung. Das Regime versuchte einen Keil zwischen Priestertum und Kirchenvolk zu treiben. Jeder Geistliche konnte mit seiner Arbeit in die Schusslinie des Regimes geraten. Für die Seelsorge gründete der Erzbischof 1937 ein Referat mit dessen Hilfe die Arbeit der Vereine und Verbände im innerkirchlichen Bereich fortgeführt werden sollte. Seelsorgeämter waren wichtig zur Bewältigung der Großstadtseelsorge. Dem NS-Regime gelang es nicht, das katholische Milieu oder die Autorität der Priester entscheidend zu schwächen, was u.a. durch die Wallfahrten, Prozessionen, Bekenntnistag und Großveranstaltungen immer wieder deutlich wurde.

Aus der Öffentlichkeit verdrängt – die Kirche in den Kriegsjahren

Die Schikanen gingen auch während des Krieges in drastischer Form weiter und drängten kirchliches Wirken aus der Öffentlichkeit hinter die Kirchenmauern zurück. Durch Arbeitsdienst und Kinderlandverschickung veränderte sich die Form der Seelsorge. Junge Geistliche wurden in die Evakuiertenseelsorge nach Mitteldeutschland geschickt. Der Schutz der Kunstgegenstände und historischen Dokumente, sowie eine Notverwaltung nach der Zerstörung des Generalvikariatsgebäudes nahmen eine wichtige Rolle ein. Die Sorge ums Überleben und später die ersten stillen Pläne für einen Neuanfang bestimmten das Leben der Kölner Kirche.

Schuldfrage, Widerstand, Bekenner und Märtyrer

Die Kirche hat sich dem Unterwerfungsanspruch widersetzt, ob offensivere Politik Entscheidendes hätte verhindern können, ist ungewiss. Die Mehrheit der Katholiken hat sich ihren Glauben und ihr waches Gewissen bewahrt, engagierte Mitgliedschaft in NS-Organisationen war die Ausnahme.

Der Klerus enthielt sich jeder parteipolitischen Betätigung und ideologischen Annäherung an das System. In einem gemeinsamen Hirtenbrief der Bischöfe leugneten sie aber auch nicht die Schuld der Kirche. Weniger als 0,5 % der 2.486 Geistlichen übten – durch Erpressung – Spitzeldienste für die Gestapo aus. Dagegen mussten 134 Priester und Ordensleute in Haft, 19 in KZ-Haft, 6 kamen dort gewaltsam zu Tode. Hunderte erduldeten staatliche Zwangsmaßnahmen. Laien aber auch Priester gingen in den aktiven politischen Widerstand.

Leben aus den Ruinen

Nach dem militärischen Zusammenbruch waren viele Menschen bestimmt durch tiefe Depression, Orientierungslosigkeit und den Kampf ums eigene Überleben. Viele aus den Reihen der Kirche betätigten sich an einem konstruktiv-wertorientierten Neuaufbau, Erzbischof Frings gewann große Bedeutung als Sprecher der Deutschen gegenüber den Besatzungsmächten. 

Neue Hoffnung, Wiederaufbau und Blüte kirchlichen Wirkens 

In Köln geschah der Neuaufbau auch im Dialog mit den Protestanten, geprägt durch die Hoffnung auf religiöse Erneuerung und eine christlich geprägte Gesellschaft. Es wurden Notkapellen errichtet, "Wanderakademien" sorgten für die Fortbildung des Klerus, die Standesseelsorge in den Pfarreien wurde aktiviert, die Kirchenzeitung nahm ihre Arbeit wieder auf. Gesellschaftliche Perspektiven wurden erörtert, das Diözesankomitee der Katholikenausschüsse bildete sich, Laien sollten flächendeckend aktiv werden. Eine Diözesansynode stellte 1954 das Diözesanrecht neu zusammen.

Die Zerschlagung kirchlicher Aktivitäten und die Schwächung des Glaubens waren Folgen von Krieg und NS-Zeit, die Sorge um das Überleben war belastend, trotzdem berichtete Kardinal Frings Papst Pius XII. von der großen Treue und dem Glaubenseifer der Katholiken. Die Menschen kehrten verstärkt zur Kirche zurück, 1952 entstanden Seminare für KathechetInnen, SeelsorgehelferInnen und GemeindereferentInnen. Die liturgische Bewegung forderte zur tätigen Teilnahme am Messopfer auf, die Orden hatten Personalzuwachs, die diözesanen Katholikentage wurden seit 1947 erfolgreich fortgeführt. Symbol dieser hoffnungsvollen Phase war die Wiederherstellung von Chorraum und Querschiff des Kölner Doms 1948, die anlässlich der 700-Jahr-Feier der Grundsteinlegung mit einem international beachteten Domfest begangen wurde.

Veränderte politische und kirchenpolitische Situation

Die Kirche bemühte sich darum, dass der Neuaufbau der Gesellschaft wieder auf christliche Grundlagen gestellt wird. Unter Annäherung beider Konfessionen kam es zur Gründung einer überkonfessionellen christlichen Partei, der CDU. Christliche Grundwerte wurden in Länderverfassungen berücksichtigt, die konfessionelle Volksschule wieder eingesetzt. 1958 wurde ein Ruhrgebietsbistum mit Sitz in Essen errichtet und der Kölner Kirchenprovinz zugeteilt, Köln gab 15% der Priester und 20% der Gläubigen dabei ab.

Aufschwung des modernen Kirchenbaus und der sakralen Kunst

Die Zeit von 1945 bis 1955 stand im Zeichen des Kirchenbaus. Wegen Zerstörung aber auch durch Pfarreineugründungen wurden etwa 650 Kirchen wieder auf- oder neu gebaut. Architekten knüpften unter dem Einfluss der Jugend- und liturgischen Bewegung unmittelbar an die modernen Ideen der Zwischenkriegszeit an. Das Erzbistum Köln wurde zum Zentrum des Kirchenbaus, der Kreativität wurde weitgehend freier Lauf gelassen. Die Trennung zwischen Gemeinde und Altar sollte vermieden werden.

Heftige Diskussionen gab es um die zerstörten oder beschädigten Gotteshäuser. Viele der romanische, gotischen und barocken Kirchen wurden im Sinne einer erhaltenden Denkmalpflege wiederhergestellt, andere historische Bauten des 19. Und frühen 20. Jahrhunderts wurden vielfach abgerissen. Im Nachhinein wird die radikale Entfernung von Ausmalungen und Ausstattungen kritisch bewertet, seit den siebziger Jahren bekommen Kirchen durch behutsame Ergänzung und Rekonstruktion ihren ursprünglichen Charakter zurück. 

Im Zeichen neuer Herausforderungen

Das 1948 berühmt gewordene Wort "Missionsland Deutschland" bezeichnet den Beg inn eines neuen Abschnittes auch der Kölner Kirche. Trotz ermutigender Anfänge ab 1945 war der Bistumsleitung bewusst, dass die große religiöse Blütezeit ausbleiben würde und die Kirche vor neuen Herausforderungen stand. Laut Frings sollte es um einen soliden Wiederaufbau mit wertvollen Ansätzen gehen. Die Restauration von Althergebrachtem wurde den Umständen nicht gerecht. Große Sorge bereitete der sehr geringe Sonntagsgottesdienstbesuch von Männern in Großstädten, aber auch die Entwicklung der Priesterzahlen, das Wort "Priestermangel" kursierte. Kaplanstellen wurden reduziert.

Hochgeschätzt wurde die Wiederaufbau- und Reorganisationsleitung im Bistum mit Hilfe des Generalvikars Teusch (1952 - 1969). Die Kirche partizipierte an durch die zentrale Steuererhebung an der vorerst bescheidenen Wohlstandsgesellschaft. Pfarreien wurden neu errichtet, die Seelsorge kümmerte sich um Heimatvertriebene und katholische Gastarbeiter, das Engagement im Kindergartenbereich war groß.

Die Katholikenausschüsse waren besonders in der Erwachsenenbildung aktiv. Das katholische Vereins- und Verbandsleben entwickelte sich neu, das sich seit 1952 im Zentralkomitee der deutschen Katholiken repräsentiert. Wallfahrten, Fronleichnamsprozessionen und Martinszüge blieben weiterhin beliebt. Exerzitien und Volksmissionen wurden gefördert, Abendmessen setzt sich mehr und mehr durch, 1958 entstand der sehr erfolgreiche Sternsingerbrauch. Durch die zunehmende Zahl der Mischehen wurden die Konfessionsgrenzen durchlässiger, Ordenspriester füllten die größer werdenden Lücken im Seelsorgeklerus.

Neue weltkirchliche Perspektiven

Unter Kardinal Frings entstand das Bewusstsein, dass die Ortskirche unmittelbar in Verantwortung für die Weltkirche steht. Angesichts des zunehmenden Wohlstands kam es zu Buß- und Fastenaktionsplänen, aus der Erkenntnis der Not in der Welt erwuchs 1958 Misereor als Hilfsaktion der Bischöfe gegen Hunger und Krankheit in der Welt. Der Spendenerfolg der ersten Aktion 1959 übertraf alle Erwartungen.

Köln war maßgeblich an der Aktion "Adveniat" - Hilfe zur Selbsthilfe - (seit 1961) beteiligt. Das Erzbistum stellte vielfältige Hilfen für die Weltkirche und die Diaspora bereit. Dem Zusammenrücken der Weltkirche verdankt das Erzbistum eine Vielzahl von Impulsen sowie einen Ausgleich in Seelsorge und Caritas durch ausländische Kräfte.

Aufbruch im Zeichen des 2. Vatikanischen Konzils

Die Ankündigung des Papstes Johannes XXIII. zum Dialog der Kirche mit einer gewandelten Welt und ihrer inneren Erneuerung brachte Unruhe und Aufbruchsstimmung in die gesamte Kirche. Dazu fand 1965 in Rom eine viel beachtete Tagung statt mit Bestätigung für die Laien-, liturgische und Ökumenische Bewegung, die Kirche sollte sich im positiven Sinne der Welt zuwenden. Die Umsetzung der Konzilsbeschlüsse fiel mit der Entwicklung, gerade bei der jüngeren Generation, zu einem neuen kritischen Demokratieverständnis und der grundsätzlichen Infragestellung von Autorität zusammen. Viele verstanden Frieden und eine gerechte Welt als Forderung des "revolutionären" Jesus Christus und forderten die Umsetzung dieser Vorstellung.

Älteren blieb das Neue des Konzils suspekt, Wichtiges schien nicht mehr zu stimmen und in der neuen Liturgieform fühlten sie sich fremd. Es gab öffentliche Debatten zu Fragen wie z.B. der Abschaffung des Pflichtzölibats. Die drastischen Forderungen und Missachtung der kirchlichen Autoritäten schockierte viele Amtsträger der älteren Generation.

Es war schwierig für die Bistumsleitung sich mit den beratenden Gremien (Priesterrat, Seelsorgerat) und mit den Forderungen der selbstbewussten Laien auseinanderzusetzen. Kardinal Frings gehörte plötzlich zu den Konservativen. Das Konzil löste Angst vor Infragestellung der Fundamente des Glaubens und der Kirche aus. Der Kirchenbesuch ging zurück, viele traten aus der Kirche aus. Es wurde keine nachvollziehbare Basis für die in Bewegung befindliche Kirche gefunden. Die Krise hatte mehr Gründe als das Konzil oder die Liturgiereform. Das katholische Wertmilieu verlor seine soziale Bindekraft. Sicher ist, dass durch das Konzil viele Entwicklungen gebündelt und beschleunigt wurden.

Entwicklungen und Ereignisse der Nachkonzilszeit

Die Zeit der Umsetzung der Ergebnisse und Forderungen des Konzils bedeuten auch im Erzbistum Köln einen stetig fortschreitenden Prozess nachlassender Bindungen an die Kirche. 1955 besuchten noch 40% aller Katholiken die heilige Messe, 1995 waren es nur noch 15% und vor allem die Jüngeren fehlten. Die Zahlen sind aber je nach Dekanat sehr unterschiedlich.

Familie und Volksschule fielen als Nährboden für Pfarreien weitgehend aus. Die Gesellschaft strebt eher nach Harmonie und Tolerierung individueller Verhaltensweisen. Wert- und Verhaltensnormen werden als Einmischung in den individuellen Glauben erlebt. Dass das Verbot der künstlichen Empfängnisverhütung von vielen Katholiken nicht akzeptiert wird ist ein Beispiel dafür.

Laien in der Liturgie

Eine andere Folge des Konzils ist die stärkere Einbindung der katholischen Laien in die Verantwortung kirchlicher Aufgaben u.a. in der Form der Gemeinderäte. Die lange Zeit unvorstellbare Beteiligung von Laien am Apostolat ist heute nicht mehr wegzudenken. Laien als Katecheten, Kommunionhelfer und Lektoren wurden Normalität. Auch in der Gottesdienstgestaltung sind Laien eingebunden. Besonders durch die Jugendlichen kamen andere Texte und ungewöhnliche Klänge und Harmonien in die Gemeinden.

Finanziell konnte das Erzbistum gerade im Schul- und Kindergartenbereich und in der Erwachsenenbildung (Maternushaus, Domforum) Immenses leisten. In den 1990er Jahren musste wegen zurückgehender Kirchensteuereinnahmen gespart werden. Heute werden kaum noch Kirchen gebaut, es geht mehr um Erhaltung und Teilumwandlung bestehender Gebäude.

1975 wurde das Erzbistum in vier Pastoralbezirke mit je einem Weihbischof eingeteilt, zur Verbesserung der Kommunikation zwischen Erzbischof und Gemeinden. Durch den Priestermangel wurden nicht mehr alle Pfarreien mit Pfarrern besetzt, Pfarreien wurden zusammengelegt. Das ständige Diakonat und die Beauftragung von Gemeinde- und Pastoralreferent(inn)en bereichern das Spektrum der Seelsorge-Berufe und entlasten die Priester, können die Entwicklung aber nicht ausgleichen. In den in den neunziger Jahren wurden Seelsorgebereiche gegründet, in denen mehrere Pfarreien zu lebendigen Einheiten zusammenwachsen sollen. Wege müssen gefunden werden, wie Gemeindeseelsorge gesichert und die Glaubensgemeinschaft in den Wohngemeinden erhalten werden kann.

Zusätzlich kommen neue Formen der Seelsorge wie die Passanten-, die Cityseelsorge oder geistliche Gemeinschaften zu der traditionellen Seelsorge hinzu. Die von Kardinal Meisner 1993 ins Leben gerufenen Pastoralgespräche fanden positive Beachtung, die Wirkungen für die Zukunft der Kölner Kirche müssen erst erweisen. In Gesellschaft und Staat konnte die Kirche sich als wertvermittelnde Institution bis heute behaupten.

Das Erzbistum Köln hatte in den letzten drei Jahrzehnten des 20. Jahhunderts viele Höhepunkte:

  • Der Deutschlandbesuch des Heiligen Vaters wurde mit Begeisterung aufgenommen, die Gottesdienste, Ansprachen und die Seligsprechungen waren für viele beeindruckend.
  • Auch der Katholikentag 1982 in Düsseldor,
  • das Domfest 1980 und
  • das Domjubiläum 1998 gehörten zu den Höhepunkten.

Auf dem Weg ins dritte Jahrtausend

Die Kölner und die gesamte Kirche stehen im dritten Jahrtausend vor ganz neuen Herausforderungen. Das Ende der Volkskirche zeichnet sich ab, niemand weiß, wie es kirchliches Wirken dereinst aussehen wird. Die Hoffnung ist begründet, dass Antworten gefunden werden, genauso wie neue pastorale Wege und bei den Gläubigen der Wille zur Verantwortung, auch wenn wir wissen, wie Höffner es sagte: "...dass der Mensch in jeder geschichtlichen Epoche im Argen liegt und die Frohbotschaft Christi der Welt allezeit als Ärgernis und Torheit erscheinen wird".