Zum Inhalt springen

Vom kölsche Jung aus der Bruder Klaus Siedlung zum Erzbischof von Köln:Kirche, Köln und Karneval: Rainer Maria Kardinal Woelki wird 65

Rainer Maria Kardinal Woelki
Datum:
18. Aug. 2021
Von:
Newsdesk
Vom kölsche Jung aus der Bruder Klaus Siedlung zum Erzbischof von Köln

Lachend sind die Augen auf den Gesprächspartner neben der Kamera gerichtet. Kurz vor seinem 65. Geburtstag stehen für Rainer Maria Woelki einige Termine an. Hinter ihm grünt und blüht der Garten des Erzbischöflichen Hauses. Ein Gegensatz zu den letzten Bildern vier Wochen zuvor. Da stand der Kölner Erzbischof mit hochgekrempelten Ärmeln im von der Flut stark betroffenen Rheinbach-Flerzheim, schleppte zerstörtes Kircheninventar zum Müllwagen, hörte den Menschen zu, sprach ihnen Trost und Mut zu, war Zeuge der Not der Betroffenen. Beides Seiten des Menschen und Kardinals Woelki.

Der kölsche Jung aus Mülheim

Rainer Maria Woelki ist ein echter Kölner. Aus Ostpreußen geflohen, finden seine Eltern in der Bruder Klaus Siedlung im Kölner Stadtteil Mülheim eine neue Heimat. „Hier bin ich aufgewachsen und zur Schule gegangen, habe meine ersten Erfahrungen mit Glaube und Kirche gemacht“, sagt der Älteste von drei Geschwistern bei seiner Amtseinführung im September 2014. Früh ist dem Messdiener und Jugendgruppenleiter klar, er möchte Priester werden. Nach Abitur und Wehrdienst beginnt er 1978 in Bonn und Freiburg das Studium der Katholischen Theologie und Philosophie.

1985 folgt die Priesterweihe durch Joseph Kardinal Höffner. Woelki wird Kaplan, geht als Militärpfarrer nach Münster-Handorf und kehrt fünf Jahre später als Erzbischöflicher Kaplan und Geheimsekretär von Joachim Kardinal Meisner nach Köln zurück. 1997 übernimmt er die Direktion des Collegium Albertinum in Bonn. Die Albertiner schätzen ihn für seine mit „Väterlichkeit gepaarte Gerechtigkeit und Konsequenz“, schreiben Markus Graulich und Karl-Heinz Menke im Vorwort ihrer Festschrift zum 65. Geburtstag des Kölner Erzbischofs.

Während der Zeit am Collegium Albertinum promoviert Woelki. Er verfasst eine Dissertation zur Pfarrei und ihrer ekklesiologischen Ortsbestimmung und bekommt im Jahr 2000 von der Päpstlichen Universität vom Heiligen Kreuz in Rom den Doktortitel verliehen. Drei Jahre später ernennt ihn Papst Johannes Paul II. zum Weihbischof von Köln und Titularbischof von Scampa. Sein Wahlspruch „Nos sumus testes“ („Zeugen dieser Ereignisse sind wir“) entstammt der Apostelgeschichte (5,32).

Vom Rhein an die Spree

2011 zieht der Kölner Weihbischof an die Spree und wird im August als neuer Erzbischof von Berlin in sein Amt eingeführt. Seine Heimat trägt der gebürtige Kölner im erzbischöflichen Wappen bei sich - ein silbernes Rad mit sechs goldenen Keilen als Speichen sind ein Verweis auf seine Heimatpfarrei St. Bruder Klaus. Wenige Wochen nach seiner Amtseinführung begrüßt er Papst Benedikt XVI. in der Hauptstadt, der ihn ein Jahr später zum Kardinal ernennt.

Der Rheinländer Woelki findet in einer sanierten Altbauwohnung im Arbeiter-Stadtteil Wedding ein neues Zuhause. Priester, Mitarbeiter und Gläubige im Erzbistum sowie Vertreter aus Politik, Ökumene und Wissenschaft schätzen den Neu-Berliner als Oberhirten und Gesprächspartner. Das neue Amt bringt Herausforderungen mit sich. Nicht nur die Hedwigs-Kathedrale bedarf einer Sanierung, auch im Innern des Erzbistums bröckelt es. Zur Diaspora-Situation im Nord-Osten kommen große finanzielle und strukturelle Probleme. Doch die Zeit in der Hauptstadt ist kurz, nach nur drei Jahren geht es zurück in die Heimat.

Zurück zu den Wurzeln

Neues Domizil am Rhein wird für den Anhänger des 1. FC das Erzbischöfliche Haus in der Kölner Innenstadt. Wie schon in Berlin hat Woelki keinen Sekretär. Den Haushalt samt der damals zwei Bienenstöcke im Erzbischöflichen Garten – ein Geschenk seiner Mitarbeiter - führt er weitgehend allein. Mittlerweile gibt es über 20 Bienenvölker dort, mitten in Köln.

Der Nachfolger von Joachim Kardinal Meisner mischt sich unter die Menschen, nimmt Teil am Leben der Gläubigen. Nach der feierlichen Amtseinführung im Kölner Dom gibt es vor der Kathedrale Bier und Brezeln. Bei den Umbauarbeiten im Erzbischöflichen Haus steht er auch mal für die Bauarbeiter hinter dem Grill. Und für den erkrankten Karnevalsprinzen des Kölner Dreigestirns springt der Karnevalist im Januar 2020 kurzerhand bei der Seniorensitzung einer Kölner Pfarrgemeinde ein - und erfüllt sich einen kleinen Traum, wie er dem Publikum verrät: „Einmal im Leben, hier bei Ihnen im Pfarrsaal, Prinz Karneval zu sein, ist das Größte, was es für mich gibt.“

Wie schon der legendäre Kardinal Joseph Frings kommt auch Rainer Maria Woelki gebürtig aus dem Erzbistum Köln. Während der Amtseinführung hält er dessen Bischofsstab in der Hand. Die eine Seite des Stabes zeigt Orpheus auf einer Leier spielend, eine Figur der griechischen Mythologie. Auf der anderen Seite ist Jesus Christus als Hirte mit einem verlorenen Lamm auf den Schultern abgebildet.

Engagement in der Nachfolge Jesu Christi

„Unsere Berufung und Sendung als Kirche ist es, ihm [Jesus Christus] heute ein Gesicht zu geben, indem wir als Christen so transparent zu leben versuchen, dass er, der Christus, in unserem Denken, Wollen, Sehnen, Sprechen, Handeln und Lieben aufstrahlt.“, betont der neue Kölner Erzbischof im September 2014.

Gleich zu Beginn seiner Amtszeit initiiert Kardinal Woelki als Reaktion auf die Europäische Flüchtlingskrise die „Aktion Neue Nachbarn“. Der Vorsitzende des Deutschen Vereins zum Heiligen Lande möchte die Willkommenskultur für Geflüchtete stärken und die Flüchtlingshilfe in den Kirchengemeinden koordinieren. Mit 23.000 Glockenschlägen – ein Glockenschlag für jeden im Mittelmeer ertrunkenen Flüchtling seit dem Jahr 2000 - mahnt der Kölner Erzbischof im Juni 2015 Politik und Gesellschaft an, Flüchtlingen zu helfen. Und auch das zum Altar umgebaute Flüchtlingsboot, das an Fronleichnam 2016 vor dem Kölner Dom steht und danach durch die Gemeinden zieht, ist Mahnung und Aufruf zur Hilfe und Unterstützung Geflüchteter.

Nah an den Menschen sein

Es sind Menschen und Familien in Not, die dem Kardinal am Herzen liegen. Bei seiner Amtseinführung bittet er um Spenden für das Caritas-Projekt „Mamica“, zu Beginn der Corona-Krise öffnet er das Priesterseminar für Wohnungslose und Priesteramtsanwärter fragt er vor der Weihe, ob sie bereit sind den Armen und Kranken beizustehen und den Heimatlosen und Notleidenden zu helfen.

Persönliche Gespräche mit Betroffenen sexueller Gewalt sind es auch, die für Kardinal Woelki die Aufarbeitung des Missbrauchs zwingend notwendig machen – und ihn bewegen, diesen Weg trotz aller Widrigkeiten und Diskussionen weiter zu verfolgen. Das Erzbistum baut die Präventionsarbeit aus und richtet eine Interventionsstelle ein, das Gercke-Gutachten untersucht die persönliche Verantwortung von Entscheidungsträgern. Diese Aufgabe ist für Woelki noch nicht beendet: Es muss vollumfänglich aufgearbeitet sowie strukturelles und persönliches Versagen benannt werden, damit Missbrauch nicht mehr in der Kirche passieren kann.

Als große Teile des Erzbistums Köln im Juli 2021 von einer Unwetterkatastrophe getroffen sind, geht Rainer Maria Woelki zu den Menschen. Er verschafft sich persönlich ein Bild der Lage, hört den Menschen zu, nimmt Anteil an ihren Sorgen und Nöten, packt mit an. Es ist die Zeit für Seelsorger, Tröster und Zuhörer, sagt er in seinem sonntäglichen Wort des Bischofs. Und so wird der gebürtige Kölner, getreu seinem Wahlspruch, selber zum Zeugen großer Hilfsbereitschaft für und Solidarität mit den Flutopfern, die ihn nachhaltig beeindrucken.

Service und Kontakt

Service und Kontakt

Pressekontakt

Geschäftszeiten

Kardinal-Frings-Str. 1-3
50668 Köln

Pressekontakt

Geschäftszeiten

Mo-Do: 8.30 - 17 Uhr
Fr: 8.30 - 14 Uhr

Erzbistum Köln
Newsdesk