Kleine Kathedrale bietet neue Perspektive:Neues Bronze-Tastmodell des Kölner Doms vorgestellt
Köln. Den Kölner Dom gibt es nun auch als Tastmodell aus Bronze. Der Verein Domsitzung e.V. hat das Modell gestiftet und dem Kölner Dom am Samstag, 21. September, feierlich übergeben.
Das neue Modell zu Füßen des Südturms des Kölner Doms mit 65 mal 90 Zentimetern in der Fläche und einer Höhe von ca. 70 Zentimetern bietet einen barrierefreien Überblick über Form und Dimension der Domkirche.
An der Grundplatte und seitlich sind am Modell Tast- bzw. Schriftfelder angebracht, die Informationen in Braille und in Schriftform bieten. Für Menschen mit Sehbehinderungen soll der Dom so fortan besser erfahrbar sein.
Neue Perspektive und Erfahrbarkeit
Generalvikar und Dompropst Msgr. Guido Assmann freut sich über das Tastmodell: "Auf unserem Weg, den Dom auch für Menschen mit Einschränkungen stetig besser erfahrbar zu machen, stellt das neue Modell eine große Bereicherung dar." Weiter erklärt der Kölner Dompropst, "das Domkapitel ist dem Verein Domsitzung e.V. außerordentlich dankbar für seine Initiative, den Dom haptisch erfahrbar zu machen. Das Tastmodell vermittelt Menschen mit einer Sehbeeinträchtigung oder -behinderung einen neuen Eindruck von den Dimensionen und der geometrischen Gliederung unseres Domes – und zeigt auch Sehenden neue Perspektiven und Details auf, die sonst durch die gewaltige Höhe der Kathedrale der Betrachtung entrückt sind."
"Der Kölner Dom ist ein Symbol für unsere Stadt und ein UNESCO-Weltkulturerbe", sagt Heinz-Theo Müller, Vorsitzender des Vereins Domsitzung e. V. "Wir freuen uns, dass nun auch Menschen mit Sehbehinderungen die Möglichkeit haben, die majestätische Architektur des Domes zu erkunden." Müller betont, dass dieses Projekt zeigt, was gemeinschaftliches Engagement bewirken kann.
Ohne die Unterstützung von Spendern, Partnern und Freiwilligen wäre das Projekt nicht möglich gewesen, so Müller.
Die Entstehung des Tastmodells
Die Idee des Vereins Domsitzung zum Tastmodell entstand vor sechs Jahren. In Gesprächen mit Dombaumeister Peter Füssenich und dem damaligen Dompropst Gerd Bachner wurde der Plan konkretisiert. Der Künstler und Goldschmiedemeister Ingo Telkmann erklärte sich bereit, das Projekt umzusetzen. Auf seiner Website hat er die Entstehung des Modells in zahlreichen Bildern anschaulich festgehalten (www.tastmodell-dom.koeln).
Zunächst schuf Telkmann ein Modell aus Bildhauerwachs, auf dessen Grundlage sich ein reger Austausch mit Vertretern der Blindenseelsorge des Erzbistums Köln entwickelte. Beratend stand dem Projekt auch der 70-jährige Kölner Wolfram Floßdorf zur Seite. Er ist seit seinem 20. Lebensjahr komplett erblindet. "Das Wachsmodell, mit dessen Hilfe das finale Modell aus Bronze gegossen worden ist, konnte ich bereits in der Werkstatt begutachten. Es hat mich tief beeindruckt, weil ich als Blinder durch den gewählten Maßstab im Stande bin, den Dom zu umrunden und so eine sehr gute Vorstellung seiner Größe zu erhalten," erklärt Floßdorf.
Im Mai dieses Jahres wurde das Modell in der Kölner Kunstgießerei Martin Schweitzer in Bronze gegossen. Mit dem Endergebnis ist der Goldschmiedemeister Telkmann außerordentlich zufrieden. "Mit der Stiftungsidee hat der Verein Domsitzung e.V. unter seinem Präsidenten Heinz-Theo Müller einen unglaublichen Prozess in Gang gesetzt und ich bin sehr dankbar, dass ich mich dieser Aufgabe stellen durfte", so Telkmann. "Das Bronzemodell vor dem Kölner Dom wird hoffentlich allen die gotische Architektur auf neue Art erfahrbar machen."
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