Und wie sieht es mit Religion und Glaube am Flughafen aus? Manchmal hole sich eine Pilgergruppe einen Reisesegen ab. Explizit für eine seelsorgliche Begleitung kämen nur Wenige an den Schalter, sagt Westerdick. Das passiere eher aus dem Gespräch oder der Situation heraus. Dann bringe er den „Reisesegen to go“ ins Spiel – ein Lesezeichen mit dem Logo der Flughafenseelsorge und einer von 16 verschiedenen Segenszusagen oder einem Spruch aus der Bibel. Der Passagier darf aus einem Stapel Lesezeichen einen Segen für den Urlaub ziehen. „Wir holen etwas Transzendentes in einen chaotischen Moment rein“, erläutert der Pastoralreferent. Und es sei spannend zu beobachten, wie die Menschen reagierten: gerührt, dankbar oder auch irritiert.
Dass Westerdick und das ökumenische Team die Menschen berühren und ihre Hilfe gerne angenommen wird, zeigen die Reaktionen auf den Kontakt. Vor kurzem kam ein Ehepaar an den Schalter, überreichte eine Tafel Schokolade und bedankte sich für den geretteten Urlaub im vergangen Dezember. Eine Schülergruppe aus Bremen bedankte sich per Mail für die Unterstützung. Nachdem der Flug von Köln/Bonn nach Rom zu einem Schülerwettbewerb kurz vor Abflug abgesagt wurde, buchte die Gruppe kurzfristig auf einen Flug von Düsseldorf um. Als sie 50 Minuten vor Abflug am Flughafen eintrafen, konnten sie nicht mehr an Bord. Die Frustration war groß, doch es gab ein Happy End. Westerdick und sein Team halfen bei der Umbuchung auf einen neuen Flug am nächsten Tag, organisierten ein Quartier für die Nacht und so konnten die Schüler doch noch am Wettbewerb in Rom teilnehmen. Zwei Wochen später kam die Mail mit der schönen Nachricht: Die Gruppe hatte den zweiten Platz gemacht.
Neben den fröhlichen und spontanen Begegnungen gibt es aber auch die ernsten Momente am Schalter gegenüber vom Check-In 150 auf der Abflugebene im Terminal A. Wenn ein Mitarbeiter des Flughafenpersonals stirbt, bietet das Seelsorgeteam Gespräche an und hält eine Andacht im Gedenkraum des Flughafens. Und auch zu Beginn und während der Coronapandemie, als kein Flieger abhob, waren Johannes Westerdick, seine Kollegin Ute Clevers und ihr Team für die Mitarbeitenden des Flughafens vor Ort und spendeten ihnen Trost und Zuversicht in unsicheren Zeiten. Manchmal gebe es auch Todesfälle an Bord, dann betreut das Team wartende Angehörige, Crew und Passagiere. Für die Opfer der Germanwings-Katastrophe im März 2015 und ihre Angehörigen bereitet die Flughafenseelsorge jährlich zum Jahrestag eine Andacht im Gedenkraum vor und begleitet zusammen mit der Stiftung Notfallseelsorge die Hinterbliebenen zum Flug zur Absturzstelle in Spanien.