Fastenzeit und Ostern im Pfarrhaus in Leverkusen-Rheindorf

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In jedem Jahr freue ich mich auf die Fastenzeit! Vielleicht ist das ein wenig ungewöhnlich, aber für mich ist diese Zeit die ruhigste im Jahr. Nicht, dass ich nicht genauso viel arbeiten würde wie sonst, und genauso wie viele andere versuche ich im Frühjahr und zu Ostern ein wenig Frühjahrsputz zu halten. Außerdem geht natürlich auch die Gartenarbeit wieder los. Das ist es also nicht, aber in der Fastenzeit nehmen wir keine Einladungen an (außer selbstverständlich zu besonderen Festen) und wir sprechen auch selbst keine privaten Essenseinladungen aus um die Fastenzeit wirklich als solche zu nutzen.

Fischessen

Bevor die Fastenzeit beginnt, laden wir noch zum Fischessen, allerdings nicht an Aschermittwoch – ist ja schließlich Fast- und Abstinenztag – sondern am Abend des Karnevalsdienstags. Heringsstipp und Fisch in Bierteig ausgebacken dazu Pellkartoffeln und ein letztes Glas Bier oder Wein sind an diesem Abend inzwischen Tradition.

Fasten für Gesunde

An Aschermittwoch ist dann aber wirklich alles vorbei und gleichzeitig beginnt etwas Neues: an diesem Tag beginnt unser „Fasten für Gesunde“ landläufig auch „Heilfasten“ genannt. Zuerst kommen zwei so genannte Entlastungstage. Man lässt bereits vieles weg: Kaffee, Fleischprodukte und vor allem Salz. Donnerstags bereite ich dann immer die Gemüsebrühe für die Fastentage zu – selbstverständlich ohne Salz. Wenn das erledigt ist und wir das im Haus haben, was wir zum Fasten benötigen – Kräutertee, stilles Mineralwasser, Gemüse- und Obstsaft, dann brauche ich mir fünf Tage lang keine Gedanken zu machen „Was sollen wir essen?, was muss ich noch einkaufen?“. Eine sehr befreiende Sache. Jetzt gibt es also bis Dienstag nach dem ersten Fastensonntag nur noch die eben bereits erwähnten Flüssigkeiten, die wir zu uns nehmen dürfen. Wenn man keine Mahlzeiten mehr zubereiten und zu sich nehmen muss und nicht mehr einkaufen muss, hat man mehr Zeit. Die kann man sehr gut für sich selbst nutzen: Mittags legen wir ein längere Pause ein; jeden Tag sollte man sich sportlich bewegen, damit die Muskeln nicht abgebaut werden. Einmal in diesen Tagen machen wir daher eine längere Wanderung, am liebsten in der Wahner Heide, die selbst zu dieser Jahreszeit ihre besonderen Reize hat. Am Mittwoch dann wird das Fasten gebrochen: am Mittag gibt es einen gedünsteten Apfel mit Zimt. Man glaubt es kaum, aber wenn man so lange nichts gegessen hat, ist man damit satt. Ich kann ein solches Fasten jedem gesunden Menschen nur empfehlen, wer es einmal ausprobiert hat, tut es meistens wieder. Allerdings würde ich allen, die vorhaben zum ersten Mal zu fasten, dringend davon abraten es allein zu versuchen. Man sollte unbedingt unter Anleitung und in einer Gruppe fasten, sonst sind körperliche Beschwerden oder gar ein Scheitern nahezu vorprogrammiert.

Essen in der Fastenzeit

Auch die übrige Fastenzeit hindurch nachdem der Körper sich wieder an feste Nahrung gewöhnt hat, bemühen wir uns, möglichst leichte Sachen und einfaches Essen auszuwählen. Außerdem verzichten wir weiter auf Alkohol und Süßigkeiten, nur bei Kuchen mache ich schon mal eine Ausnahme, schon allein deswegen, weil ich in der Regel in der Fastenzeit Geburtstag habe. Vor zwei Jahren habe ich ein sehr schönes Rezept für einen Brotaufstrich mit Brokkoli und Kräutern entdeckt, den bereite ich seitdem öfter in der Fastenzeit zu. Ein weiteres Essen, das es recht häufig bei uns gibt und das auch leicht ist - zumindest wenn man das Rezept für sechs Personen nimmt - ist "Spitzkohl-Lasagne" (Rezepte unten als PDF-Datei).

Frühschichten

Zur Fastenzeit gehören in unserer Gemeinde auch die Frühschichten am Freitagmorgen. Um 6.30 Uhr beginnen wir in der Kirche mit einem Morgenlob, anschließend ist im Pfarrheim gemeinsames Frühstück. Ein fester Stamm und immer wieder wechselnde Personen kommen hierhin, wir sind so um die 20 Leute. Es ist ein schönes Gefühl, zuerst gemeinsam zu beten und anschließend gemeinsam zu essen. Hier ist immer eine sehr schöne und fröhliche Stimmung. Der Brokkoli-Kräuter-Aufstrich kommt übrigens auch in dieser Runde gut an.

Osterdeko

Ich bin keine große Freundin von viel Deko, egal zu welcher Jahreszeit. Zu Beginn der Fastenzeit jedoch hole ich immer die „Aalto-Vase“ (ein Design des finnischen Architekten und Glaskünstlers Alvar Aalto) hervor. Sie ist besonders geeignet für Tulpen, so stehen auf unserem Küchentisch immer Tulpen oder auch Narzissen, solange es sie gibt. Einen Osterstrauß mit Eiern stelle ich ins Wohnzimmer und ich backe ein Osterlamm oder auch – eher ungewöhnlich – ein Huhn. An Karfreitagmorgen färbe ich Ostereier, ganz einfache mit den althergebrachten Färbetabletten, dabei höre ich die Rockoper „Jesus Christ Superstar“. Der Osterstrauß, ein Nest mit Eiern und Süßigkeiten, ein paar Porzellanhasen, das reicht mir an „Osterschmuck“.

Die Heilige Woche

Die Feier der Heilige Woche ist für mich die schönste Festzeit des Kirchenjahres. Palmsonntag, Gründonnerstag und Karfreitag bilden eine Einheit, ohne die Ostern nicht gefeiert werden kann. Ich bin erstaunt, dass gerade der Besuch des Gründonnerstagsgottesdienstes sehr nachgelassen hat. Das Glockenläuten zum Gloria, dann das Verstummen der Glocken, die Einsetzung des Abendmahls, die Aussetzung des Allerheiligsten und die Ölbergstunde, da sind so viele Elemente, die mich in jedem Jahr wieder berühren. Genauso die so besondere Liturgie vom Leiden und Sterben Jesu: wer das alles verpasst – denke ich mir – der kann auch nicht wirklich die Auferstehung in der Osternacht mitfeiern.

Ostern

Der Ostersonntag ist ein ruhiger Tag. Nach der Osternachtfeier, die am Samstagabend in der größten Kirche unseres Seelsorgebereiches gefeiert wird und der anschließenden Agape, bei der es auch schon mal recht spät werden kann, steht am Ostersonntag für den Pastor ein oder auch zwei Hochämter auf dem Programm, je nach Dienstverteilung. Da tut ein ansonsten ruhiger Osternachmittag gut. Auch an diesem Tag gibt es ein inzwischen zur Tradition gewordenes Essen: Lammkarree mit Kräuterkruste (Rezept unten als PDF-Datei). An Ostermontag kommt dann die ganze Familie, sowohl von Pastors Seite als auch von meiner. Das ist dann die erste wirklich üppige Mahlzeit mit drei Gängen, vorweg ein Gläschen Sekt und Wein zum Essen.

Damit ist die ruhige Fastenzeit vorbei, gerade im Frühjahr und im Sommer kommen viele Gäste ins Haus und auch zum Grillen in den Pfarrgarten: Private Gäste aber auch Gemeindegruppen, wie die Senioren, das Seelsorgeteam, der PGR und viele andere. Das ist dann aber auch wieder schön, schließlich gehört für uns die Gastfreundschaft zu den zentralen und wichtigsten Dingen des Pfarrhauses.

Annette Koster, Leverkusen