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Abläufe und Hintergründe:Selig- und Heiligsprechung: Heiligenverehrung in der katholischen Kirche

Datum:
4. September 2025
Die katholische Kirche kennt unzählige Heilige, die von den Gläubigen verehrt werden – und auch heute noch werden Heiligsprechungen vorgenommen. Im Heiligen Jahr 2025 kommen neue Heilige dazu. Was aber braucht es für eine Heiligsprechung?

Maria, Johannes der Täufer und Petrus zählen zu den bekanntesten Heiligen der Katholischen Kirche. Sie und unzählige weitere werden von katholischen Gläubigen als Heilige verehrt. Auch im Jahr 2025 stehen mehrere Heiligsprechungen an; unter anderem soll Carlo Acutis, der erste heilige Millennial, dazukommen. 

Bevor es zu einer Heiligsprechung kommt, wird jedoch ein umfangreiches Verfahren in Gang gesetzt.

Mit einer Selig- oder Heiligsprechung stellt die katholische Kirche das Leben und Wirken eines Menschen in den Fokus. Ziel dabei ist es, das vorbildliche Leben und die Tugenden einer Person offiziell anzuerkennen und sie als Modell für den Glauben darzustellen.

Beide Verfahren, das Verfahren der Seligsprechung und das der Heiligsprechung, folgen klar definierten Richtlinien, die im Kirchenrecht und durch Päpstliche Dokumente festgelegt sind. "Wenn die Kirche gewisse Gläubige heiligspricht, das heißt feierlich erklärt, daß diese die Tugenden heldenhaft geübt und in Treue zur Gnade Gottes gelebt haben, anerkennt die Kirche die Macht des Geistes der Heiligkeit, der in ihr ist", heißt es im Katechismus der Katholischen Kirche (KKK, Nr. 828).

Dabei bedingt die Heiligsprechung in der Regel die vorherige Seligsprechung.

„Heiligkeit ist nicht die Ausnahme,
sondern die Regel
für das christliche Leben.“

– Papst Johannes Paul II.

Die Seligsprechung – Erste Stufe zur Heiligkeit

Die Seligsprechung (lat. Beatifikation) ist der erste Schritt im bischöflichen Erhebungsverfahren, eine Person offiziell als "Seligen" oder "Selige" zu erklären. Es kann frühstens fünf Jahre nach dem Tod der Person begonnen werden. In Ausnahmefällen kann der Papst diese Frist jedoch verkürzen. Für Selige gibt es nur eine begrenzte päpstliche Kultgenehmigung, die sich nur auf eine Ortskirche, Ordensgemeinschaft oder bestimmes Land beziehen kann. Der Prozess beginnt auf Ebene einer Diözese und umfasst mehrere wichtige Schritte:

1. Schritt: Eröffnung des Verfahrens

Der Bischof der Diözese, in der die Person gestorben ist, eröffnet das Verfahren. Dabei wird geprüft, ob der Kandidat "in fama sanctitatis", also "im Ruf der Heiligkeit", gestorben ist. Der heilige Papst Johannes Paul II. erklärte dazu: "Die Heiligkeit ist nicht nur ein Ideal, sondern eine lebendige Wirklichkeit, die in der Geschichte der Kirche verwirklicht wird."

2. Schritt: Sammeln von Beweisen

Das Leben, die Tugenden und die Schriften der Person werden genau untersucht. Noch lebende Zeugen werden befragt, um nachzuweisen, ob das Leben der Person mit den christlichen Tugenden vereinbar war. Im Codex des Kanonischen Rechts heißt es dazu: "Der Kandidat muss den heroischen Tugendgrad der theologischen Tugenden Glaube, Hoffnung und Liebe sowie der Kardinaltugenden Gerechtigkeit, Klugheit, Tapferkeit und Mäßigung nachgewiesen haben." (can. 2101)

3. Schritt: Wunder

Für eine Seligsprechung ist in der Regel ein Wunder erforderlich, das auf die Fürsprache des Kandidaten zurückgeführt werden kann. Ärzte und eine Kommission aus Theologen untersuchen beispielsweise Heilungen, die medizinisch unerklärlich sind. Papst Benedikt XVI. betonte: "Ein Wunder ist ein Zeichen der Liebe Gottes, das den Glauben stärkt und die Wirksamkeit der Heiligen in der Gemeinschaft des Himmels bezeugt."

Kuppel des Petersdoms im Vatikan

4. Schritt: Seligsprechung durch den Papst

Nach der positiven Empfehlung der Kongregation für die Selig- und Heiligsprechungsprozesse in Rom entscheidet der Papst über eine Seligsprechung. Es gibt keinen Anspruch darauf, wie sich der Papst an diesem Punkt entscheidet. Das unterscheidet das Verfahren von anderen, da das Verfahren nur eine Schlussfolgerung darstellt und abhängig vom Urteil des Papstes ist. Wenn der Papst sich für die Seligsprechung ausspricht, ist es nun erlaubt, diese Person lokal in einem Bistum oder in bestimmten Gemeinschaften zu verehren. 

Die Heiligsprechung

Ähnlich wie bei der Seligsprechung wird geprüft, ob die Person die Kriterien für eine Heiligsprechung erfüllt. Für eine Heiligsprechung wird neben der vorherigen Seligsprechung noch ein zweites Wunder benötigt. Außerdem muss es seit der Seligsprechung eine Verehrung geben und der zeitliche Abstand zur Heiligsprechung darf nicht all zu groß sein.

Erst wenn diese Kriterien erfüllt sind, kann der Papst abschließend den "Unfehlbaren Akt" aussprechen, was bedeutet, dass der Heilige Vater die Person feierlich zu einem Heiligen, oft im Rahmen einer Heiligen Messe in Rom, erklärt. Der oder die Heilige darf dann weltweit in der ganzen Kirche verehrt werden – eine Pflicht dazu besteht aber nicht. 

Nächste Heiligsprechungen 2025

Am 7. September 2025 werden die Italiener Carlo Acutis (1991–2006) – der erste Millennial – und Pier Giorgio Frassati (1901–1925) im Rahmen des Jubiläums der Jugend im Heiligen Jahr 2025 heiliggesprochen. Acutis sprach auf der Plattform YouTube über seinen Glauben und erreichte viele junge Menschen. Frassati gilt als Patron des Weltjugendtags.

Die beiden werden die ersten sein, die durch Papst Leo XIV. heiliggesprochen werden. Am 19. Oktober stehen dann außerdem die Heiligsprechungen von Ignazio Choukrallah Maloyan, Peter To Rot, Vincenza Maria Poloni, Maria del Monte Carmelo Rendiles Martínez Maria Troncatti, José Gregorio Hernández Cisneros und Bartolo Longo an.

Schutzheilige

Alle Heiligen sind für den Schutz von bspw. Städten, Ländern, Bevölkerungsgruppen, Berufen und Kirchen zuständig. An ihren Gedenktagen finden häufig große Feste und Prozessionen statt. Zu Ehren des Heiligen Apollinaris findet etwa in Düsseldorf immer um den 23. Juli eine Kirmes statt, zu Ehren des Heiligen Gereon (10.10.) und der Heiligen Ursula (21.10.) gibt es in Köln eine Prozession, in der die Reliquien des einen Heiligen in die Kirche des anderen Heiligen gebracht werden.

Zu den Traditionen gehören auch einige lokale Bräuche. Während der Laurentiusoktav, also der Festwoche zu Ehren des heiligen Laurentius, gibt es in Wuppertal zum Beispiel das "Laurentiusbrot", das für einen guten Zweck verkauft wird.

Namenspatrone

Für viele Katholikinnen und Katholiken ist der Namenstag neben dem Geburtstag ein besonderer und wichtiger Tag im Jahr.  Im Mittelalter wurde es in der Westkirche zur Tradition, Kinder nach katholischen Heiligen zu benennen, um sie unter ihren Schutz zu stellen.

In manchen katholischen Familien feiert man den Namenstag auch heute noch wie einen Geburtstag. In einigen Regionen war es zudem üblich, dem Namenstag eine größere Bedeutung beizumessen als dem Geburtstag. 

Dabei haben Menschen mit dem gleichen Namen nicht auch am gleichen Tag Namenstag - zum Teil gibt es mehrere Heilige mit dem Namen, die aber unterschiedliche Gedenktage haben.

Bedeutung der Selig- und Heiligsprechung

Die Prozesse der Selig- und Heiligsprechung haben eine tiefe spirituelle Bedeutung für die Kirche und die Gläubigen. Durch sie wird deutlich, dass Heiligkeit eine Berufung aller Christen ist und jeder und jede Gläubige sie erreichen kann: "Die Nachfolge Christi und das Streben nach Heiligkeit sind ein universaler Ruf für alle Gläubigen" (Lumen Gentium, 40).

Für Gläubige sind Selige und Heilige Beispiele und Beweise dafür, dass Gott in den Menschen wirkt und dass jeder Christ zur Heiligkeit berufen ist. Es gibt keine Pflicht, dass Katholikinnen und Katholiken Heilige verehren müssen. Nach katholischem Glauben muss für das Seelenheil von Heiligen nicht mehr gebetet werden, weil ihre Seelen bereits bei Gott und den anderen Seelen der Heiligen sind. Bei den Heiligen und Seligen geht es nicht um die Anerkennung, sondern um die persönliche Vollkommenheit in der Nachfolge Christi. 

Entstehung

Die ersten Selig- und Heiligsprechungen gab es im 4. Jahrhundert, wobei damals noch nicht zwischen selig und heilig unterschieden wurde. Es handelte sich um öffentliche Kulte um Personen, deren Wunder nachwirkten. Häufig waren es Lehrer und Bischöfe, die sich gegen den Irrglauben einsetzen und deshalb besonders verehrt wurden. Ohne Blutvergießung waren sie Vorbilder für heroische Tugenden. Häufig wurden sie während einer Synode und nur in Einzelfällen in Rom geehrt. Die erste Heiligsprechung fand 993 statt, als Papst Johannes XV. den Ulrich von Augsburg heiligsprach.

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