Wegekreuze begegnen uns oft an Straßenkreuzungen, Feldwegen oder im Wald. Wir erklären, welchen Hintergrund sie haben – und warum sie auch heute wichtig sind.
Wegekreuze: als Dankbarkeit und zur Andacht gestiftet
Im Rheinland und Süden Deutschlands kennt man sie: Wegekreuze, Bildstöcke oder Heiligenhäuschen. Oft als Dank für Schutz vor Unheil gestiftet, prägen sie auch heute noch das Landschaftsbild.
Diese Kleindenkmäler lassen sich unterteilen in
- Bildstöcke, einfache Denkmäler aus Holz oder Stein, die zum Innehalten und zur Andacht einladen
- Gedenkkreuze als Erinnerung an Unglücke oder Verbrechen
- Wegekreuze, die Markierungen und Orientierung für Wallfahrer sind
- Heiligenhäuschen, die Statuen oder Bilder von Heiligen beherbergen,
- Lourdesgrotten: Nachbildung der Grotte in Lourdes als Ort der Marienerscheinung
- Votivkreuze als Gelübde und Stiftung für überstandenes Unheil
Geschichte von Wegekreuz und Bilderstock
Die religiösen Kleindenkmäler sind aus einfachen Steinkreuzen hergeleitet. In der Regel sind sie dreiteilig aufgebaut: Sockel, Schaft, Aufsatz. Sie sind seit dem 14. Jahrhundert belegt – etwa aus dieser Zeit stammt evt. auch das Erpeler Glockenkreuz im Süden des Erzbistums Köln. Aufgestellt wurden die Wegekreuze und Bilderstöcke stets an öffentlichen Wegen, besonders an Wegkreuzungen und Wallfahrtswegen.
Wegkreuze waren in ganz Deutschland verbreitet, seit der Reformationszeit aber vorwiegend nur noch in katholisch verbliebenen Gebieten. Ab dem 17. Jahrhundert setzte eine Welle der Errichtung neuer Wegekreuze ein, bedingt durch größere religiöse Bewegungen – u.a. durch Bruderschaften – und durch barocke Kunstfreudigkeit.
Im Rheinland sind viele Kreuze während der französischen Besetzung (1794–1814) verloren gegangen, da im Zuge der Säkularisation Wegekreuze verboten waren. Nur verhältnismäßig wenige Kreuze konnten von der Bevölkerung versteckt werden und sind so ihrer Vernichtung entgangen. Daher sind die meisten heute vorhandenen Wegekreuze im Rheinland erst im 19. und 20. Jahrhundert (wieder) entstanden.
Heute stehen viele der Kleindenkmäler unter Denkmalschutz. Oft dienen sie als Wegzeichen für Wanderer und Pilger oder kennzeichnen gefährliche Stellen.
Wegekreuze sind Orte des Gebets und der Andacht
Wegekreuze sind Orte des Gebets und der Andacht für die Bevölkerung. Doch sie sind auch Wallfahrts- und Prozessionsstation. An Bildstöcken mit der abgebildeten Mutter Gottes oder der Pietà werden im Marienmonat Mai Maiandachten gehalten.
Prozessionen vor Christi Himmelfahrt und an Fronleichnam
Die drei Tage vor Christi Himmelfahrt heißen Bitttage. An den Tagen gibt es Prozessionen mit der Bitte um gutes Wetter und eine gute Ernte. An Wegekreuzen als Statios werden Gebete und Fürbitten gesprochen. Bei den festlichen Fronleichnamsprozessionen werden Wegekreuze geschmückt und/oder dienen als Altar für die Monstranz.
So stiften Wegekreuze und Bildstöcke auch im 21. Jahrhundert weiter Gemeinschaft und Zusammengehörigkeit.
Über 200 Wegekreuze allein im Kölner Stadtgebiet
In Köln selbst existieren über 200 Wegekreuze, Bildstöcke und Heiligenhäuschen. Sie begegnen den Autofahrern als Gedenk- und Unfallkreuz am Straßenrand oder als steinerne Säulen mit Kruzifix oder Pietà.
Stadtteil Bilderstöckchen
Zwischen Nippes und dem Blücherpark gelegen, verdankt der Kölner Stadtteil Bilderstöckchen einem Bildstock seinen Namen. Der Bildstock beziehungsweise das Heiligenhäuschen wurde 1556 erstmals erwähnt und 1860 umfangreich erneuert. Seit 1975 heißt das Veedel im Kölner Norden so. Das gestiftete Kleindenkmal wechselte mehrmals den Standort. 1966 hatte es ein Sattelschlepper schwer beschädigt. Nach der Sanierung steht er jetzt an der Kreuzung Longericher Straße/Am Bilderstöckchen.