Pfingstnovene: Neun-Tage-Gebet zwischen Christi Himmelfahrt und Pfingsten

Das Pfingstfest wird mit einer besonderen Gebetsform vorbereitet: der Pfingstnovene. In diesem Gebet wird um das Kommen des Heiligen Geistes und seiner sieben Gnadengaben gebetet.

15. Mai 2022

Inhalt des Artikels:

1. Ursprung der Pfingstnovene
2. Einzug in die Liturgie der Kirche
3. Pfingstnovene 2022: "Gottes Geist schenkt Einheit"

 

Die Apostelgeschichte im Neuen Testament erzählt vom Pfingstereignis, in dem der Heilige Geist mit Feuerzungen auf die Jünger herabkommt. Sie ziehen danach in die ganze Welt und verkünden das Evangelium. (vgl. Apg. 2,1-41)

In der Pfingstnovene wird an den neun Tagen zwischen Christi Himmelfahrt und Pfingsten um das Kommen des Heiligen Geistes und seiner sieben Gnadengaben gebetet. Viele Gebete und Gesänge, die früher in der Woche nach Pfingsten standen, hat das Neun-Tage-Gebet übernommen.

Ursprung der Pfingstnovene

Der Begriff Novene bezeichnet eine neuntägige Andacht in der Gläubige unter Anrufung von Heiligen etwas erbitten oder sich auf ein persönliches oder kirchliches Fest vorbereiten. Nach heidnischen Vorformen von neuntägigen Totengedenkfeiern und Bittgebeten im frühen Mittelalter, bildet sich die Novene ab dem 12. Jahrhundert aus. Neben privaten Bittnovenen ist heute noch die Pfingstnovene weit verbreitet.

Bereits im Neuen Testament wird vom Gebet zwischen der Himmelfahrt Jesu und der Sendung des Heiligen Geistes an Pfingsten berichtet. Im Pfingstbericht in der Apostelgeschichte heißt es, die Aposteln kehrten in die Stadt Jerusalem zurück, gingen in das Obergemach und verharrten dort mit den Frauen und Maria, der Mutter Jesu, und seinen Brüdern im einmütigen Gebet. (Apg 1,13-14) Ob das Novenengebet aus der Gebetsversammlung der Aposteln entstand, ist allerdings nicht nachweisbar.

Einzug in die Liturgie der Kirche

Seit dem Barock kennt die Volksfrömmigkeit neuntägige Andachten nach dem Vorbild der Apostelgeschichte als Vorbereitung auf wichtige Ereignisse. 1897 dann verordnete Papst Leo XIII. in seiner Enzyklika „Divinum illud munus“ („Über den Heiligen Geist“), dass in der gesamten Katholischen Kirche dem Pfingstfest eine neuntägige Gebetszeit vorausgehen solle.

Mit der Neuordnung des Kirchenjahres im Zweiten Vatikanischen Konzil (1969) wurde die Pfingstnovene Teil der offiziellen Liturgie der Kirche. Die Grundordnung des Kirchenjahres und des Neuen Römischen Generalkalenders legt fest: „Die Wochentage nach Christi Himmelfahrt bis zum Samstag vor Pfingsten einschließlich bereiten auf die Herabkunft des Heiligen Geistes vor" (GOK 26).

Kardibal Woelki erklärt Pfingstnovene

Im "Wort des Bischofs" von 2019 erklärt Kardinal Woelki die Tradition der Pfingstnovene.

Pfingstnovene 2022: "Gottes Geist schenkt Einheit"

Das Osteuropa-Hilfswerk Renovabis lädt jedes Jahr zum gemeinsamen Novenengebet ein. Zur Vorbereitung und Gestaltung des Gebets erscheint ein Heft mit Begleitmaterial. Es enthält Impulse zu ausgewählten Schwerpunktthemen sowie Gebete, Fürbitten, Lieder und Gestaltungsvorschläge für das Hausgebet oder das Gebet in Gruppen.

Die 27. Pfingstnovene trägt den Titel „Gottes Geist schenkt Einheit“ und stellt die Einheit der Christen in den Mittelpunkt. „Die ganze Christenheit, der Osten und der Westen, ja die ganze gespaltene Welt, in der wir leben, braucht heute mehr denn je Einheit und Gemeinschaft.“, sagt Verfasser Pero Sudar, emeritierter Weihbischof in Sarajevo. „In dieser Pfingstnovene bitten wir den Heiligen Geist, dass er in uns und mit uns für jene Einheit bete, die Christus selbst seiner Kirche verheißen hat.“ Die Einheit sei notwendig, damit Kirche auch in der heutigen Welt das Zeichen der Liebe Christi zu allen Menschen sei. 

Die Impulse der diesjährigen Novene sieht Sudar auch als Zeichen der Dankbarkeit gegenüber den deutschen Katholiken für ihre solidarische Unterstützung und die Förderung der Einheit der Christen in Mittel- und Südosteuropa.

Wie aktuell der Appell zu Einheit und Gemeinschaft des emeritierten Weihbischofs Sudar ist, zeigt Renovabis-Hauptgeschäftsführer Pfarrer Professor Dr. Thomas Schwartz in seinem Vorwort auf. Zur Drucklegung der Pfingstnovene 2022 war der Krieg in der Ukraine wenige Tage alt und das Ausmaß des Angriffs Russlands auf das Nachbarland nicht zu erahnen. Umso akuter scheint heute die Bitte, die Novene auch für die Menschen in der Ukraine zu beten.

Das Heft zur Pfingstnovene 2022 steht neben Deutsch auch in den Sprachen Englisch und Kroatisch zur Verfügung. Die mehrsprachigen Texte sollen zum gemeinsamen Gebet anregen, da deutsche und muttersprachliche Gemeinden oft Seite an Seite leben ohne sich zu kennen.

> Weitere Informationen zur Pfingstnovene auf: www.renovabis.de/novene

> Download: Heft zur Pfingstnovene 2022 (PDF)

 

Aufkleber für das Plakat der Renovabis Pfingstaktion