Ohne Angst in die Ferien - Tipps für Eltern zur Zeugnisübergabe

Mädchen und Jungen im ganzen Erzbistum Köln fiebern dem Start der Sommerferien entgegen. Davor werden in den Schulen aber noch die Zeugnisse verteilt.

21. Juni 2022

Manche Kinder fürchten den Moment, in dem der Lehrer mit den Beurteilungen herumgeht. Sie haben auch Angst vor der Reaktion zuhause.

Schulleiterin Andrea Mook von der Städtischen Katholischen Hauptschule St. Benedikt in Düsseldorf erklärt im Interview, was Eltern bei schlechten Noten beachten können und wie sie gute Strategien für das nächste Schuljahr entwickeln.

Schulleiterin Andrea Mook

Frau Mook, wie sollten Eltern reagieren, wenn die Noten nicht wie gewünscht ausfallen?

Aus meiner Sicht sollten Eltern nicht sofort die schlech­ten Noten in den Blick nehmen, sondern erst einmal die guten. Was ist gut gelau­fen, wo hatte mein Kind Erfolge, worauf ist es beson­ders stolz, was möchte es ver­bessern? Darüber sollte man auch mit dem Kind sprechen.

Und wie sollten Eltern mit schlechten Noten umgehen?

Mein Tipp: Bei schlechten Noten trösten und liebe­voll unter­stützen. Niemand möchte schlechte Noten – weder die Lehrer möchten welche vergeben, noch die Kinder welche erhalten. Das sollten die Eltern im Hinter­kopf haben. Ich finde es wichtig, dass Mütter und Väter ihre Kinder während des Schul­jahres beglei­ten und nicht erst vor oder nach den Zeugnissen. Dann sind die Noten auch keine Überraschung.

Viele Eltern wollen natürlich, dass sich ihre Kinder in der Schule verbessern. Was können sie tun?

Aus meiner Erfahrung kann ich sagen, dass die Kinder eigentlich sehr selbst­kritisch sind. Sie können sich in der Regel recht gut selbst ein­schätzen. Eltern können also ruhig die Meinung der Kinder abfragen: Woran liegt’s denn, dass du eine Fünf geschrieben hast? Was kannst du ver­bessern? Was hat gut geklappt, was hat nicht gut geklappt und woran kannst du arbeiten? Mütter und Väter können so gemein­sam mit dem Kind einen Plan für das nächste Schul­jahr erstellen.

Was halten Sie von Belohnen und Bestrafen?

Ich glaube, entscheidend ist die Frage: Hast du dein Bestes gegeben? Eltern sind manchmal über­fordert und wissen keinen Rat bei schlechten Zeug­nissen. Gerade an der Haupt­schule erleben wir allerdings immer wieder, dass Kinder glauben, sie seien als Mensch schlecht, wenn sie schlechte Noten schreiben. Das ist für das Selbst­bewusst­sein natürlich eine Katas­trophe. Wenn die Eltern dieses Gefühl durch Bestraf­ung verstärken, trauen sich die Kinder möglicher­weise gar nicht mehr ans Lernen heran. Ich persönlich sehe es also kritisch, wenn man für das Zeugnis belohnt oder bestraft.

Manche Eltern wollen, dass ihre Kinder während der Sommer­ferien lernen, um die Leistung im nächsten Schulj­ahr zu verbessern. Macht das Sinn?

Lernen während der Ferien kann durchaus Sinn machen, um gewisse Lücken zu schließen. In manchen Städten werden zum Beispiel gute Ferien­kurse ange­boten. Auch hier ist allerdings ent­scheidend, dass die Eltern das Lernen unter­stützen. Außerdem ist wichtig, dass das Kind von selbst merkt, dass es etwas tun muss, und dass zwischen Eltern und Kind eine gute Gesprächs­atmo­sphäre herrscht.

Angenommen, die Noten sind so schlecht, dass das Kind sitzen­geblieben ist. Wie können Eltern reagieren?

Sitzenbleiben ist manchmal die Folge einer Über­for­derung des Kindes. Da sollten Eltern gemein­sam mit dem Kind das Gespräch suchen und schauen: Was kannst du im neuen Schul­jahr in der neuen Klasse ver­bessern? Welche Unter­stützung benötigst du? An unserer Schule bieten wir zum Beispiel Förder­kurse in den Haupt­fächern am Nach­mittag an.

(Das Interview wurde im Juni 2018 geführt)

St. Benedikt Schule Düsseldorf

Andrea Mook ist Schulleiterin der städtischen St.-Benedikt-Schule in Düsseldorf. Die Schule zählt zu den Katholischen Bekenntnisschulen, die das Erzbistum darüber hinaus in besonderer Weise unterstützt. „Christliche Werte leben – Gemeinschaft stärken“ lautet einer ihrer Leitsätze.

Schulpastoral

Schulpastoral versteht sich als Dienst an den Menschen im Lern- und Lebensraum Schule. Neben spirituellen Angeboten wie zum Beispiel Gottesdiensten oder Tagen religiöser Orientierung beschäftigt sie sich auch mit Fragen der Wertschätzung, der Persönlichkeitsentwicklung und der Förderung eines guten Gesprächsklimas. Dabei stellt sie den Menschen in den Mittelpunkt.

Das Erzbistum Köln bietet neben zahlreichen Fortbildungen zur Schulpastoral auch einen entsprechenden Qualifizierungskurs für Lehrerinnen und Lehrer aller Schulformen an.