"Auf dem Weg zur Erstkommunion" von Jutta und Markus Tomberg

27.06.17, 13:44
Tobias Wiegelmann

Kurzinfo

Auf dem Weg zur Erstkommunion (c) Verlag Herder

Der modulare Aufbau des Kurses erlaubt differenzierte Lern- und Erfahrungswege. Der Kurs setzt auf Inklusion - aus persönlicher Erfahrung des Autorenpaares. Kinder mit besonderen Bedürfnissen sind ebenso im Blick wie der Einsatz von Social Media zur besseren Vernetzung untereinander. Die vielfältigen Angebote des Kurses sind auch unabhängig vom Gesamtkonzept sinnvoll einsetzbar. Didaktische Erläuterungen erschliessen Hintergründe und zeigen Perspektiven auf. Mit umfangreichem, zeitgemäßen Vorbereitungsmaterial zum Download.

Aufbau und Inhalt:

Das inklusive Kurskonzept "Auf dem Weg zur Erstkommunion" von Jutta und Markus Tomberg setzt auf einen modularen Aufbau. In sechs Kapiteln wird dieser im Handbuch für Katechet/innen entfaltet.

Das erste Kapitel bietet die theologischen und didaktischen Hintergründe des Kurses. Das umfangreiche zweite Kapitel enthält detaillierte Anleitungen für inklusive Gruppenkatechesen und korreliert mit dem zugehörigen Mitmachbuch für Kinder. Das dritte Kapitel enthält Vorschläge für Elternabende. Im vierten Kapitel werden Workshops beschrieben, die beispielsweise Gemeindemitglieder für die Kommunionkinder durchführen können. Das fünfte Kapitel gibt Anregungen für liturgische Feiern. Im sechsten Kapitel schließlich finden sich ergänzende Materialangebote. Jedes Kapitel beginnt mit einem Check-in: dem Inhaltsverzeichnis und einem thematischen Blitzliche. Am Ende eines jeden Kapitels steht der Check-out:, in dem durch mehrere Fragen Anregungen zur Reflexion des Angebotes gegeben werden.

Gesamteindruck:

Jutta und Markus Tomberg verfassen ihren Kurs "Auf dem Weg zur Erstkommunion" aus verschiedenen Motiven. Mit ihrem Sohn Benedikt sind Sie selber diesen inklusiven Weg der Vorbereitung gegangen. Zudem ist Markus Tomberg Professor für Religionspädagogik an der Theologischen Fakultät der Universität Fulda. Der Kurs spiegelt dadurch sowohl die persönliche Erfahrung als auch die theologische Reflektion und Durchdringung auf einem hohen Niveau wieder.

Wenn alle das Gleiche tun sollen ist es noch lange nicht dasselbe - dieser Grundsatz zieht sich als roter Faden durch den Kurs. Die Autoren nehmen das Thema Inklusion ernst. Sie setzen auf Differenzierung - sowohl im Blick auf die unterschiedlichen Lernzugänge der Teilnehmenden, als auch auf die unterschiedliche religiöse Beheimatung der Kommunionkinder und ihrer Familien. So definieren sie Inklusive Katechese als differenzierte Katechese mit unterschiedlichen Lernwegen.

Die einzelnen Module sind:
Familiengruppen: Maximal fünf Kinder und ihre Familien bilden eine Gruppe, die sich zu insgesamt 11 Treffen bei jeweils einem Kind zu Hause versammelt. Das zentrale Motiv der Gastfreundschaft wird so erlebbar dargestellt. Die Gruppentreffen sind detailliert vorgeplant und nahezu alles notwendige Material im begleitenden Mitmachbuch vorhanden.

Workshops: Die Gemeinde wird eingeladen, Workshopangebote für die Kommunionkinder zu gestalten, verschiedene Vorschläge bietet das Handbuch, ausdrücklich sollen hier aber die Charismen der Gemeindemitglieder in den Blick kommen.

Liturgische Elemente sollen das gemeinsam Erlebte deuten. Einige der vorgeschlagenen Elemente (Übergabe des Gotteslobes, Segnung der Kommunionkerzen im Sonntagsgottesdienst) erinnern an Stufenfeiern, wie wir sie aus dem katechumenalen Weg kennen.

Elternabende informieren und unterstützen die Eltern in der religiösen Erziehung. Als Hilfsmittel dienen das eigens konzipierte Mitmachbuch, die Bibel und das Gotteslob, das in seiner Intention als privates Gebet- und Andachtsbuch ernst genommen wird.

"Auf dem Weg zur Erstkommunion" ist ein Kurs, dem es auf den ersten Blick an nichts fehlt. Der Kurs nimmt sowohl die Kinder als auch die Eltern in den Blick, die Gemeinde wird aktiv durch die Workshops mit einbezogen. Ein hohes Maß an Differenzierungsmöglichkeiten gibt Raum für eigenes Ergänzen oder Weglassen. Dazu bietet der Kurs eine Fülle von ergänzenden Materialien, wie Textbausteinen für die Öffentlichkeitsarbeit, einen ausgearbeiteten Zeitplan vom Sommer bis zum Weißen Sonntag und jede Menge Text- und Kreativvorlagen. Sogar das Treffen mit dem Pfarrer in seinem Haus ist soweit vorbereitet, dass es aus dem Stand geschehen kann.

Sowohl das Handbuch, als auch das Mitmachbuch sind grafisch ansprechend gestaltet. Neue Medien, wie Facebook oder Messengerdienste sind selbstverständlicher Teil der Kommunikationsarbeit. Das ist in dieser Form neu und bahnbrechend.

Sehr erfrischend und gleichzeitig so naheliegend ist, dass zur Vorbereitung auf das Sakrament der Versöhnung nicht das Gleichnis vom barmherzigen Samariter gewählt wurde, sondern die Zachäusgeschichte (Lk 19, 1-10). Hier ermöglicht der Kurs einen Perspektivwechsel.

Einen neuen Blick möchten die Autoren auch auf die Eltern anlegen. Sie regen an, "die Sprache der Sehnsucht verstehen zu lernen." So bedeutet für sie der Wunsch der Eltern nach gelungenen Bildern und Videos von der Erstkommunionfeier nicht eine gute Inszenierung oder eine Show, sondern "sie ermöglichen vielmehr eine religiös geprägte Erinnerungskultur." Aus diesen und vielen anderen Zeilen spricht die eigene Erfahrung der Familie Tomberg.

Der überaus positive Gesamteindruck des umfangreichen Werkes lässt dennoch kleinere Anfragen zu: Die Treffen in den Familiengruppen erforden, dass die jeweils gastgebende Familie (alternativ ein bestimmter "Gruppensprecher") auch die Leitung des Treffens übernimmt. Auch wenn die Treffen sehr gut vorstrukturiert sind, gibt es sicher Eltern, die sich in dieser Rolle nicht wohlfühlen werden. Zudem braucht es eine gute Begleitung der Familien durch das Vorbereitungs- und Leitungsteam des Kurses. Großartig ist die Aufwertung des Gotteslobes als zugehöriges "Werkbuch", die im Kurs selbst vorgeschlagene Liedauswahl scheint mir jedoch fragwürdig. Die im Handbuch vorhandenen Lieder sind teilweise über 30 Jahre alt und die vorgeschlagene Erklärung "die alten Lieder der 70er, 80er und 90er Jahre können die alten Gefühle, die alte Begeisterung [der Eltern] wieder wecken" überzeugt mich nicht.

Die Anschaffungskosten liegen mit 25 EUR für das Handbuch und derzeit 8,50 EUR für das Mitmachbuch in einem vertretbaren Rahmen. Ob eine Anschaffung für alle Familien finanzierbar ist, ist sicher vor Ort zu prüfen. Gleiches gilt für den finanziellen und logistischen Aufwand im Rahmen der Familientreffen.

Verlagsdaten

Verlag Herder
1. Auflage 2017
Spiralbindung
192 Seiten
ISBN: 978-3-451-37755-6
Bestellnummer: P377556