Schon die Fragen an sich machen deutlich: der Autor hat sich in diesem Buch Großes vorgenommen. Es geht um nichts weniger als die großen Fragen der Menschheit. Sie sind exitenziell ("Warum müssen wir alle sterben?"). Versuche, sie zu beantworten füllen ganze Bibliotheken. Sie berühren auch die Kritik an der Religion ("ringt die Religion wirklich das Gute in die Welt?") und sind insofern bleibend aktuell.
Das Buch beginnt mit der Frage "Warum stelle ich eigentlich Fragen?". Damit macht Oberthür deutlich, dass das Fragen selbst schon zum Wesen des Menschseins gehört. Auch wenn die gestellten Fragen fiktiv sind, so spürt man die Erfahrung des Autors in Auswahl und Zusammenstellung. Es sind Fragen, die wir uns immer wieder selber stellen, die unsere Kinder im Verlauf des Wachsens mal dauerhaft begleiten, mal mit großer Wucht treffen.
Fragen, die uns sprachlos machen.
Insofern ist es wohl auch eine Überforderung, in diesem Buch konkrete Antworten zu erwarten. Der Autor tut gut daran, dies tunlichst zu vermeiden. Im Gegenteil. Die Antworten, die er formuliert schaffen Beziehung zwischen den Gesprächspartnern. Sie verorten die Fragen im Leben der Kinder und öffnen Horizonte. Sie machen Mut, der Antwort auf der Spur zu bleiben und es wird deutlich, dass diese Fragen keine Antwort kennen als das je eigene perönliche Leben.
In diesem Sinne ist das Buch ein hervorragendes Instrument zur Glaubenskommunikation mit Kindern, aber auch unter Erwachsenen. Nicht umsonst zitiert Oberthür den großen Erich Kästner: "Nur wer erwachsen wird und ein Kind bleibt, ist ein Mensch" (69).
Die Lieder des Duos Carolin No. schaffen einen weiteren Zugang zum Horizont der Fragen.
Besonders gut gefallen hat mir, dass Oberthür die "fiktiven" Kinder mit Namen benannt hat, in denen etwas anklingt von ihren Fragen und Ihrem Suchen. So fragt Sophia ("die Weisheit") nach dem Sinn des Fragen, Felix ("der Glückliche") nach dem Glück. Kinder werden ermutigt, über den Sinn Ihres eigenen Namens nachzudenken. Ein guter Ansatz zu überlegen, was es heißt, wenn wir glauben, dass Gott jeden einzelnen von uns bei seinem Namen ruft (vgl. Jes 43,1).
Das Buch "Was glaubst Du" eignet sich sowohl für die Katechese, als auch für Familien, für Eltern und Kinder als Grundlage, über die großen Fragen des Lebens nachzudenken. Es bleibt offen, im Wissen darum, dass unser Leben unendlich viel geheimnisvoller ist, als es (zu) einfache Antworten vermuten lassen.
Das ist besonders wertvoll in einer Zeit, in der bestimmte Ideologien eine einfache und wirksamen (Er-)Lösung suggerieren. Mit Rainer Oberthür: "Wer wirklich tiefgläubig ist, hat nicht mehr Antworten, sondern mehr Fragen." (102)